Was haben ein Spezialtiefbauer und ein Geheimagent gemeinsam?
Mehr, als man vielleicht denkt. Ausgestattet mit allerlei technischem Schnickschnack arbeiten beide vorrangig im Dunkeln, beim Verrichten ihrer Tätigkeiten bekommt man sie eher selten zu Gesicht. Was für James Bond der Granatwerfer, ist für den Spezialtiefbauer das Bohrgerät. Statt einer Walter PPK kämpft er mit dem Bohrwerkzeug für Gerechtigkeit auf Baustellen. Was seine Tätigkeit erschwert, ist aber nicht Erzfeind Ernst Stavro Blofeld, sondern die Tatsache, dass er bei vielen Arbeiten gewissermaßen im Dunkeln tappt.
So zum Beispiel bei der Erstellung von Düsenstrahl(DSV)-Säulen zur Verfestigung des Untergrunds. Diese werden quasi blind in den Boden eingebracht. So wie aber 007 mit geschlossenen Augen nur mittelmäßige Resultate auf dem Schießplatz erzielt, arbeitet auch der Bohrmeister ungern mit einem Sinn weniger.
Aus diesem Grund bringt unser heutiger Experte Licht ins Dunkel. Wir präsentieren: Fuchs. Stefan Fuchs.
Der Site Manager der PORR Bau GmbH verfügt über langjährige Erfahrung bei der Herstellung von Säulen hergestellt im Düsenstrahlverfahren. „Die für die Herstellung einer Düsenstrahlsäule notwendigen Herstellungsparameter beruhen auf langfristiger Erfahrung der ausführenden Mannschaft. Zur Evaluierung dieser Herstellungsparameter wurden früher und teilweise heute noch Probesäulen am Baufeld hergestellt und diese anschließend freigelegt.“ Das war nicht nur mit einem erheblichen Mehraufwand, sondern auch mit Kosten verbunden, da die Probesäulen meistens nicht für die eigentliche Maßnahme herangezogen werden konnten. Eine Verbesserung musste her. Der TempJet-Gedanke war geboren.
Lizenz zum Messen
Mit dem TempJet-System lassen sich Durchmesser und Zementgehalt einer Düsenstrahl-Säule ermitteln. Es ermöglicht direkt an jeder vom Projektplaner angeordneten DSV-Säule, Messungen bis in große Tiefe. Die Messung erfolgt durch eine Sonde, die über das Bohrgestänge ohne spezielle Gerätschaften oder den Einsatz weiterer Hilfsmittel eingebaut werden kann. „Die Messkette wurde dabei so konzipiert, dass eine Ermittlung des Durchmessers und des Zementgehalts entlang der Säule alle 30 Zentimeter erfolgen kann – unabhängig von der Bodenbeschaffenheit und Grundwassersituation“, erklärt Fuchs. Zusätzlich lassen sich durch das Verfahren Ungleichheiten in der Bodenbeschaffenheit, beispielsweise Einschlüsse in der hergestellten Säule oder Ausspülungen durch Grundwasserströmungen, erkennen – was für die Qualität extrem wichtig ist.
Die Messkette selbst misst dabei lediglich die Abbindewärme im Zentrum der Säule. Durch eine Zementprobe in Kombination mit der Abbindewärme kann ein Algorithmus anschließend auf Durchmesser und Zementgehalt schließen, denn: Je höher die Abbindewärme, desto höher der Zementgehalt. Je größer der Durchmesser der Säule, desto länger braucht sie, um auszukühlen. „Wärmeleitfähigkeit und Wärmespeicherkapazität des umliegenden Bodens haben einen bedeutenden Einfluss auf das Ergebnis. Zur physikalischen Beschreibung des Bodens floss jahrzehntelange Forschung in unser Berechnungssystem ein“, erklärt Fuchs.
„Neben einem monetären Einsparungspotential von über 70 Prozent gegenüber herkömmlichen Methoden liegt der wesentliche Vorteil klar in der zuverlässigen Messgenauigkeit +/- 10 Prozent und Auswertemöglichkeit bis in große Tiefen“, so Fuchs. Die Auswertung der Messergebnisse dauert in der Regel zwischen eineinhalb und zweieinhalb Tage, erklärt er. „In den meisten Fällen können jedoch die Sonden noch vor dem wohlverdienten Wochenende eingebaut werden, sodass pünktlich zum Wochenstart die Ergebnisse bereits am Tisch liegen.“
From Vienna with Love
Das Verfahren ist seit 2008 am Spezialtiefbaumarkt und fand bereits auf mehreren hundert Baustellen im In- und Ausland Anwendung. „TempJet Messungen wurden bislang primär in Österreich, Deutschland und Frankreich über Eigenbaustellen, sowie von unseren Lizenznehmern, durchgeführt. Anfragen und Projekte erreichen uns jedoch auch von außerhalb der EU wie beispielsweise von einem Projekt an der Elfenbeinküste.“ Für 2020 sind weitere 100 Messungen vorgesehen.
Kleiner Nachteil am System: Es lässt sich nur einmalig anwenden. Um Ressourcen zu schonen und Kosten zu senken, wird aber bereits daran gearbeitet, die Messanordnung dahingehend zu optimieren, eine mehrfache Verwendung durch wiederverwertbare Sonden zu ermöglichen.
Wie Q in der Fiktion 007 zur Seite steht, so unterstützen wir von eguana Spezialtiefbauer in ihrer Arbeit mit allerlei technischen Spielereien. Wo James Bond mit seiner OMEGA Seamaster eine Geheimwaffe mit gefühlt 1000 Funktionen zur Verfügung hat, sorgen auch wir dafür, dass unsere Bauhelden mehr als nur ein Ass im Ärmel haben. Mit unseren digitalen Geheimwaffen vernichten wir zwar keine Superschurken, sammeln aber alle auf einer Baustelle anfallenden Messdaten auf einer Plattform, wo sie grafisch dargestellt, ausgewertet und analysiert werden können.
Und im Gegensatz zur Premiere des neuesten James Bond Films muss bei uns (auch in Krisenzeiten) nichts verschoben werden.
Zu James Bond Stefan Fuchs:
Um es kurz zu machen: Es gibt nichts, was er nicht kann.
Auf den Besuch einer Musikhauptschule folgte der Abschluss einer HTL mit Schwerpunkt Hochbau, anschließend Bachelor und Master in Kultur- und Wasserwirtschaft sowie eine Ausbildung zum Baumeister. In seiner Freizeit genießt der Hobbykoch weniger Vodka Martini (egal ob geschüttelt oder gerührt), sondern vielmehr guten Wein, während er für Freunde und Familie den Flammenwerfer Griller anwirft. Wenn neben der ganzen Geheimarbeit noch Zeit bleibt, versucht er sich am Programmieren, um ein wenig die Fachsprache der eguanas entziffern zu können.
Bildcredits: Porr