Traditionsunternehmen setzt auf Innovation
Tradition und Innovation, das muss kein Widerspruch sein. Das Familienunternehmen DESOI GmbH zeigt, wie es geht. Wir haben uns mit Bernd Kress, dem langjährigen Anwendungstechniker, darüber unterhalten, wie mit w.i.l.m.a. die Umstellung von Mechanik zu Elektronik gelungen ist und wie dieser Schritt auch anderen Firmen gelingt.
Bei eguana leben wir Veränderung. Ganz im Sinne von Charles Darwin glauben auch wir daran, dass nur diejenigen vorankommen, die mit der Zeit gehen und sich rechtzeitig anpassen. Als deshalb DESOI an uns herangetreten ist mit einer Idee, den Spezialtiefbau zu modernisieren, waren wir begeistert. Das Ergebnis unserer Zusammenarbeit ist w.i.l.m.a., der „wireless injection logging monitoring assistant“, also ein elektronisches Gerät, das sämtliche Daten aufzeichnet, die während einer Injektion anfallen oder währenddessen benötigt werden.
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Traditionell werden die bei einer Injektion erzeugten Daten gesammelt und entweder auf Papier dokumentiert oder an einen lokalen Computer übertragen. Mit w.i.l.m.a. endet der Datenfluss aber nicht mehr am Gerät, sondern wird kabellos an eguana SCALES übertragen. Sämtliche Daten sind für den Anwender durch modernste Technologien geschützt und werden ausschließlich auf Servern in Deutschland bearbeitet und verwaltet, um so absoluten Datenschutz zu garantieren. Auf der digitalen Plattform können sie von den Projektbeteiligen von überall eingesehen, analysiert, Auftraggebern übergeben und natürlich auch ausgedruckt werden. „So habe ich eine ordentliche Aufstellung, eine saubere Voraussetzung für eine Abrechnung und den Nachweis, dass ich das gemacht habe, was ich machen sollte“, etwa ob Druck, Menge oder Mischverhältnisse eingehalten wurden, betont Kress.
Bis dahin war die Produktpalette von DESOI sehr mechanisch, von Packern, Schläuchen und Zylindern über Misch- und Pumpgeräte bis hin zu Verankerungssystemen. w.i.l.m.a. hingegen ist elektronisch beziehungsweise digital. Der Auslöser, sich in diese Richtung zu beschäftigen, kam von Kundenseite. „Wir haben uns darauf spezialisiert, unseren Kunden zuzuhören und das zu verwirklichen, was der Kunde möchte“, so Kress. Als also von einem Materialhersteller der Wunsch nach einem Kontrollgerät für Injektionen geäußert wurde, hat man bei DESOI deshalb nicht lange gezögert.
Belegschaft an Bord holen
Da es sich um ein inhabergeführtes Unternehmen handelt, können Entscheidungen auf sehr kurzem Wege getroffen werden. Dennoch, so Kress, sei unabdingbar, nicht über die Belegschaft hinweg zu entscheiden, sondern ihre Unterstützung einzuholen. „Der Wille, sich weiterzuentwickeln, muss von der Geschäftsführung kommen; die Unterstützung sollte aber zumindest von einem großen Teil der Belegschaft da sein“, weiß der Experte. Wer digitalisieren wolle, müsse „die Mitarbeiter mitnehmen.“ Es gehe nicht darum, alle Mitarbeiter miteinzubinden, „sonst ist das wie mit den Köchen“, zu viele verderben den Brei. Aber man müsse sie informieren und aufklären, damit sie sich mit der Neuerung identifizieren können.
Entscheidend sei auch der Wille der Führungsebene, das Unternehmen weiterzuentwickeln. Dass in einem Familienbetrieb der Chef „mit 80 Jahren noch immer mit der Zeit geht“ und ihr sogar einen Schritt voraus ist, wie bei DESOI, ist keine Selbstverständlichkeit. w.i.l.m.a. zeigt: Der Mut zur Veränderung hat sich gelohnt.
Mit sachlichen Argumenten überzeugen
Die Entwicklung verlief dennoch nicht ganz reibungslos. Obwohl die Belegschaft an Bord war und die Veränderung unterstützte, gab es externe Widerstände, vor allem von den Vorarbeitern auf den Baustellen, die sich vor „Überwachung“ fürchteten. Sie von dem Projekt zu überzeugen, „hat einiges an Überredungskunst und Diskussionen gekostet“, erklärt Kress. Dass man sich durch die Verwendung von w.i.l.m.a. Zeit und eine Menge Arbeit spart, konnte aber letzten Endes auch die größten Zweifler überzeugen. Wichtig, so Kress, sei es, vernünftige Argumente zu bringen und ehrlich zu sein.
Mittlerweile sind auch diejenigen, die anfangs Zweifel geäußert haben, überzeugt. „Es gibt nur positives Feedback von dem Gerät“, freut sich Kress. „Es wird sehr gerne damit gearbeitet. Statt analog Zettel mit handschriftlichen Aufzeichnungen zu durchwühlen, für die ich zuerst einen Schriftgelehrten brauche, um überhaupt zu verstehen, was der gute Kollege mitteilen wollte, geht mit w.i.l.m.a. alles viel schneller und übersichtlicher.“
Tindern im Tiefbau
Essentiell für Entwicklung von neuen Produkten ist die Wahl des richtigen Partners. „Wir haben mit einem Elektriker begonnen, der uns die Steuerung handgemacht geliefert hat – schön, aber umständlich“, erzählt Kress. Es folgte die Zusammenarbeit mit einer Firma, „die uns eine Steuerung geschrieben haben – dort war aber die Zuverlässigkeit und Erreichbarkeit fraglich, einen Ansprechpartner konnte man nur schwer erreichen. Es war ein glücklicher Zufall, dass wir 2017 mit eguana zusammengekommen sind und es so gut passt – mit dem Unternehmen, aber auch mit den Personen.“
Sein Tipp für die Partnersuche: „Den Markt zu beobachten, ob es jemanden gibt, der bereits in die gesuchte Richtung geht. Es kann sein, dass man auf Messen und Foren fündig wird, darauf kann man sich aber nicht verlassen“, rät er stattdessen zur Internetrecherche.
Wie die Zusammenarbeit funktioniert
Aber nicht nur die inhaltliche Ausrichtung ist entscheidend, für eine gute Zusammenarbeit seien Zuverlässigkeit und Vertrauen ganz wichtig, außerdem die offene Kommunikation. „Ich habe damals mit Philipp geredet und er war der gleichen Meinung: Wir sprechen offen. Es gab immer gegenseitige Kommunikation, wenn jemand etwas wissen wollte.“
Obwohl w.i.l.m.a. längst bei verschiedenen Kunden im Einsatz ist, sei das Projekt dennoch niemals fertig, da immer unterschiedliche Anwender Anfragen stellen würden. „Der Eine möchte etwas in einer anderen Abweichung, der Andere möchte eine zusätzliche Information eingeben können, … DESOI ist hier flexibel und eguana auch.“ Wenn ein Kundenwunsch nicht machbar oder preislich uninteressant sei, werde aber auch das klar kommuniziert.
Nicht nur w.i.l.m.a., auch der Spezialtiefbau werde sich weiterentwickeln, ist sich Kress sicher. „Ohne dass Tunnel und Brücken gebaut werden (egal, ob wir uns mit der Kutsche oder dem Auto, mit Gas, Brennstoffzelle oder elektrisch fortbewegen) kann es keine Infrastruktur geben. Es muss immer weitergebaut werden.“
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Über w.i.l.m.a.:
Über Bernd Kress:
Bernd Kress, geboren 1968, ist seit mehr als 33 Jahren bei DESOI. Angefangen als Maschinenbauer, ist er mittlerweile als Technischer Vertriebsleiter tätig. Ob Tunnelbau, Kellergewölbe oder Renovierungen von Museen, der Injektionsspezialist hat vieles schon gesehen. In die Digitalisierungsmaßnahmen der DESOI GmbH bringt er seine Erfahrung ein – sowohl von technischer als auch von menschlicher Seite.
Von Mechanik über Elektronik, von Menschen über Länder gibt es nichts, was Kress nicht kennt. Nicht ohne Grund fragt sich eguana-Mechatroniker Peter Weihs in schwierigen Situationen oft: „Was würde Bernd in dieser Situation tun?“