Blick in ein unterirdisches Bauwerk (Credit: MusikAnimal/Wikimedia Commons)
Credit: MusikAnimal/Wikimedia Commons

Digging Deep 

Erkundung der außergewöhnlichsten unterirdischen Bauwerke der Welt

Vom alten Rom bis Indien, von Malta bis Syrien – heute werfen wir einen Blick auf einige der beeindruckendsten unterirdischen Bauwerke der Welt. Kommen Sie, kommen Sie! 
 

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Wie eine mehrschichtige Torte (schließlich brauchen wir für ein solches Unterfangen Proviant) werden diese technischen Wunderwerke mit Präzision gebaut, jede Schicht stellt eine neue Herausforderung und Leistung dar. Begleiten Sie uns, wenn wir die Geschichten, die technischen Meisterleistungen und die köstlichen Kuchenanalogien aufdecken, die diese unterirdischen Wunder zum Leben erwecken.  

So wie jede gute Torte mit der Zusammenstellung der Zutaten beginnt, möchten wir unsere heutige Reise mit den Anfängen der unterirdischen Bauwerke vor einigen tausend Jahren beginnen. 

Gavrinis  

Der Eingang von Gavrinis, ältestes der unterirdischen Bauwerke (FOTO: Myrabella / Wikimedia Commons)
Der Eingang von Gavrinis (Foto: Myrabella / Wikimedia Commons)

Das älteste Bauwerk, das in diesem Zusammenhang genannt wird, ist wahrscheinlich Gavrinis in der Bretagne, irgendwann zwischen 3500 und 3000 v. Chr. errichtet worden.

Von außen sieht das Bauwerk ein bisschen aus wie ein Maulwurfshügel, aber die Innenwände zieren eine Menge komplizierter Schnitzereien, wie Symbole, geometrische Muster und Meerestiere, die die künstlerischen und symbolischen Ausdrucksformen der Menschen der Jungsteinzeit zeigen.

Fun fact:

Die Bedeutung des Namen Gavrinis ist umstritten. Je nach Etymologie kann die Insel als “Ziegeninsel” oder “Zorninsel” übersetzt werden.

Wirklich bemerkenswert ist die 17 Tonnen schwere Steinplatte, die das Dach des Bauwerks bildet (die Steine von Stonehenge, errichtet bis 1500 v. Chr., schwanken zwischen 4 und 25 Tonnen). Sie war einst Teil eines riesigen Menhirs, der in drei Teile zerbrach. Ein Teil wurde für die Table des Marchand verwendet, einer für das Megalithgrab von Er Grah und der dritte Teil für die Gavrinis. Der ursprüngliche Menhir befand sich im weit entfernten Locmariaquer und könnte über das Wasser transportiert worden sein.  

Was ist eigentlich ein Menhir? 
Ihr kennt die großen, grauen Dinger, die Obelix auf dem Rücken mit sich herumträgt? Hinkelsteine, ganz genau!  

Das Hypogeum von Ħal-Saflieni

Das Hypogäum von Ħal-Saflieni  (Foto: Wikimedia Commons)
Das Hypogäum von Ħal-Saflieni (Foto: Wikimedia Commons)

Etwas weiter südlich erreichen wir das Hypogäum von Ħal-Saflieni auf Malta (ca. 3300-3000 v. Chr.).   

Wie die meisten antiken Gebäude war es einst eine heilige Stätte, die für verschiedene Rituale und Bestattungszeremonien genutzt wurde. Es wurde etwa zur gleichen Zeit wie das Grab von Gavrinis erbaut und besteht aus drei Ebenen, von denen die unterste eine Tiefe von etwa elf Metern erreicht. Können Sie sich vorstellen, so tief zu graben, ohne Bohrgerät und Bagger?

Dholavira

In Dholavira war die Wasserhaltung ein wichtiges Thema (Foto: Bhajish Bharathan/Wikimedia Commons)
In Dholavira war die Wasserhaltung ein wichtiges Thema (Foto: Bhajish Bharathan/Wikimedia Commons)

Das viele Reisen hat uns ziemlich durstig gemacht. Zeit für einen weiteren Zwischenstopp, diesmal bei der indischen Stadt Dholavira, die auf 2500-1500 v. Chr. zurückgeht. Sie besteht nicht nur aus einem, sondern aus vielen unterirdischen Bauwerken und war eine gut geplante städtische Siedlung mit einem ausgeklügelten Wassermanagementsystem – gerade im Tiefbau ist ja die Wasserhaltung ein altbekanntes Thema. In Dholavira wurden unterirdische Reservoirs angelegt, um Regenwasser zu sammeln und zu speichern, was auf eine hochentwickelte Ingenieurskunst schließen lässt. 

Kappadokias unterirdische Städte  

Noch etwas jünger sind die unterirdischen Städte von Kappadokien. Sie wurden wahrscheinlich zwischen dem 8. und 7. Jh. v. Chr. errichtet beziehungsweise in den umliegenden Fels gehauen und stellen eine einzigartige Mischung aus menschlicher Ingenieurskunst und natürlicher Anpassung an die vorherrschende Landschaft dar. Ursprünglich als Wohnräume genutzt, dienten sie später als Verstecke und Zufluchtsorte während der Christenverfolgung.  

Schätzungen zufolge gibt es in der Region etwa 36 unterirdische Städte, die alle durch Gänge miteinander verbunden sind und bis zu 85 Meter in die Tiefe reichen, auf bis zu acht Ebenen.  

Blick in eine große Kammer in der ”Kaymaklı Underground City” (Credit: MusikAnimal/Wikimedia Commons)
Blick in eine große Kammer in der ”Kaymaklı Underground City” (Credit: MusikAnimal/Wikimedia Commons)

Diese prächtigen Beispiele unterirdischer Bauwerke sind zwar sehr, sehr alt, aber Sie (und auch wir) haben wahrscheinlich noch nie von ihnen gehört. Gehen wir also an einen etwas bekannteren Ort und besuchen eines der berühmteren unterirdischen Bauwerke: 

Die Katakomben von Rom

Errichtet im 1. Jahrhundert sind diese Grabstätten ein riesiges unterirdisches Tunnellabyrinth (wir sprechen von einer Länge von 300 Kilometern – das Wiener U-Bahn-Netz ist lediglich 84 Kilometer lang, die Hälfte davon verläuft oberirdisch!) mit Gängen voller rechteckiger Nischen, die in die Wände geschnitten wurden, um die Knochen der Verstorbenen aufzubewahren. 

Sie geht auf den heidnischen Brauch zurück, die Leichen der Toten einzuäschern, was für die christliche Bevölkerung nicht infrage kam. Da es ihnen aber aus Gründen der Hygiene nicht erlaubt war, ihre Toten in der Stadt zu begraben, bauten sie stattdessen außerhalb der Stadtmauern die Katakomben tief in der Erde.  

Als die Christenverfolgung im Jahre 300 n.C. ein Ende nahm, begannen sie mit dem Bau von Kirchen und angrenzenden Friedhöfen zur Bestattung der Toten, und die Katakomben wurden weniger und weniger genutzt. 

Gängen mit rechteckigen Nischen, die in die Wände geschnitten wurden, um Knochen aufzubewahren (Foto: José Luiz Bernardes Ribeiro/Wikimedia Commons)
(Foto: José Luiz Bernardes Ribeiro/Wikimedia Commons)

Die Katakomben von Paris  

Zeit, dass wir uns zurück in die Zukunft begeben – zumindest ein Stück weit. (Es scheint nämlich so, als hätte das düstere Mittelalter nicht viel zu bieten, wenn es um Tiefbauarbeiten geht. Wir vermuten, dass die Menschen damals Angst davor hatten, zu nah an die Hölle zu geraten, wenn sie tiefer als ein paar Meter graben. Liegen wir falsch? Lass es uns wissen!) 

Wer vergessen hat, in Kappadokien ein paar türkische Köstlichkeiten oder ein römisches Maritozzo zu essen, der kann unbesorgt sein! Denn wir kommen jetzt im 18. Jahrhundert in Paris an, gerade rechtzeitig für ein köstlich knuspriges Croissant oder vielleicht sogar einen Crêpe, bevor wir uns in die Pariser Katakomben wagen, auch bekannt als “Municipal Ossuary” (Städtisches Beinhaus). Wer mit dem Begriff nichts anfangen kann: Ein Beinhaus ist der Teil der Katakomben, in dem die Knochen und Schädel der Toten aufbewahrt wurden.  

“Arrête! C’est ici L’empire de la Mort” – “Halt! Hier ist das Reich des Todes!” Die Worte über dem Eingang in die Katakomben sind mehr als nur ein bisschen makaber – aber deswegen nicht weniger wahr. Die unterirdischen Gänge waren ursprünglich Steinbrüche und erst ab dem 18. Jahrhundert zur Aufbewahrung von Gebeinen genutzt, um der Überfüllung und den unhygienischen Verhältnissen auf den Friedhöfen entgegenzuwirken. Heute befinden sich mehr als 6 Millionen Schädel, Schienbeine usw. in den Katakomben, die etwa 20 Meter unter dem Straßenniveau liegen. Das Stollennetz, das unter fast allen Pariser Bezirken durchführt, hat eine Länge von über 300 Kilometern, unerforschte Nebengänge werden auf weitere 100 Kilometer Länge geschätzt. 

“Arrête! C’est ici L’empire de la Mort” - “Halt! Hier ist das Reich des Todes!” steht über dem Eingang in die Katakomben (Foto: Serge Melk/Wikimedia Commons)
Makabere Eintrittsworte (Foto: Serge Melk/Wikimedia Commons)

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Die von uns besuchten Bauwerke sind natürlich nur eine kleine Auswahl der erstaunlichen unterirdischen baulichen Meisterwerke, die es gibt. Die Liste ließe sich nahezu endlos fortsetzen, vom Shell Grotto of Margate, einer spektakulären Grotte in England, die mit mehr als 4,6 Millionen Muscheln ausgekleidet ist, die sich wie ein Mosaik über 600 Quadratmeter erstrecken, bis hin zu Qanat Firaun, einem römischen Aquädukt und kolossalen Werk der Wasserbaukunst, das 170 km lang ist und in Syrien liegt.  

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Wir belassen es dabei – vorerst. Nächstes Mal werden wir uns auf die Tiefe statt auf die historische Bedeutung konzentrieren und eine Tour durch die tiefsten Gebäude und Tunnel der Welt machen!  

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Kategorisiert in eguana.team

Von Anna Riedler

Als der Orientierungssinn vergeben wurde, hatte sich Anna gerade verlaufen. Umso besser, dass ihre Arbeit mit Baustellen nur peripher zu tun hat – sie würde vermutlich nie wieder zurück ins Büro finden. Stattdessen schreibt die studierte Journalistin fleißig Texte für unsere Homepage, unseren Blog, und literaturnobelpreisverdächtige Kurzbeschreibungen.