Ganz schön tiefe U-Bahn-Station (Credit: Peter H from Pixabay)
Ganz schön tiefe U-Bahn-Station (Credit: Peter H from Pixabay)

Ein neuer Tiefpunkt 

Die hard Dig Deep – jetzt erst recht 

Willkommen zurück zu unserem unterirdischen Abenteuer! Heute gehen wir es gemütlich an und fahren einfach eine Runde mit der U-Bahn – denn um die geht es in unserem heutigen Blogbeitrag! 

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Nachdem in Wien aber noch ein bisschen gebaut wird, bis das Linienkreuz U2xU5 fertig ist, haben wir uns ein wenig in der Welt umgeschaut.  

Selbstverständlich interessiert uns nicht jede U-Bahn – wir sind da sehr verwöhnt. Nachdem unsere Suche nach den U-Bahnen mit dem besten kulinarischen Konzept leider nicht so erfolgreich war, haben wir uns ein anderes – hoffentlich ähnlich spannendes – Auswahlkriterium gesetzt und die außergewöhnlichsten U-Bahnen der Welt besucht. 

Ganz, ganz unten 

Wir beginnen diesmal ganz untern, und zwar 105,5 Meter weit unten. Die U-Bahn-Station Arsenalna in Kiev, Ukraine, ist die tiefste U-Bahn-Station der Welt. Sie wurde im Jahr 1960 eröffnet und ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in der ukrainischen Hauptstadt und wird täglich von mehr als 26.000 Fahrgästen frequentiert. Die Konstruktion der Station dauerte vier Jahre und war aufgrund der geologischen Bedingungen technisch anspruchsvoll. Die Fahrt mit den Rolltreppen zur Oberfläche dauert etwa fünf Minuten, was die Rolltreppe zu einer der längsten in Europa macht. 

 

Die Station Arsenalna – Credit Wikimedia Commons https://commons.wikimedia.org/wiki/File:%D0%90%D1%80%D1%81%D0%B5%D0%BD%D0%B0%D0%BB%D1%8C%D0%BD%D0%B0%D1%8F_06.jpg
Arsenalna (Credit: Wikimedia Commons)

Tja, hier war die Geschichte wohl schneller als wir! Die Pyongyang Metro in Nordkorea befindet sich nämlich in einer Tiefe von 110 Metern und liegt somit doch ein kleines Stückchen tiefer! Vielleicht ist das alles aber auch nur Propaganda. Durch ihre Tiefe sowie Schutztüren in den Gängen kann sie gleichzeitig als Luftschutzbunker dienen.  

Zur Pyongyang Metro geht es tief hinunter (Credit: Wikimedia Commons https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pyongyang_Metro_September_2015_02.jpg )
Zur Pyongyang Metro geht es tief hinunter (Credit: Wikimedia Commons)

Wieder daneben! Die tiefste U-Bahn-Station der Welt ist nämlich die Hongyancun in China! Seit 2022 ist die Station mit 116 Metern die tiefste U-Bahn-Station der Welt.* Dieses Video zeigt ganz gut, wie weit es in Hongyancun in die Tiefe geht: 

Zum Vergleich: Wiens aktuell tiefste U-Bahn-Station ist die U1-Station Karlsplatz mit 25 Metern. Die neue U2-Station Neubaugasse wird in 37 Metern Tiefe ihren Bahnsteig haben – ein Kinkerlitzchen im Vergleich mit ihren internationalen Verwandten. 

Vergleich tiefer U-Bahn-Stationen (Credit: eguana/Stefaner)
(Credit: Stefaner/eguana)

♪ Pausenlos, durch die Nacht ♫ 

Überraschenderweise landen wir nach dieser Rolltreppenfahrt direkt in New York – wer hätte das gedacht?  

New York! Heimat der Freiheitsstatue, des Times Square… und der New Yorker U-Bahn.  

Erbaut im frühen 20. Jahrhundert, ist sie nicht ganz so umfangreich wie die Londoner U-Bahn und umfasst nur etwa 373 km Strecke (aber dafür gibt es die Londoner U-Bahn, die 400 Kilometern umfasst, schon deutlich länger, also scheint das in Ordnung für uns). Mit insgesamt 472 Stationen rühmt sie sich nicht nur der größten Anzahl einzelner Haltestellen aller U-Bahn-Systeme der Welt, sondern ist auch das einzige, das 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr betrieben wird. Macht Sinn, ist doch New York die „Stadt, die niemals schläft“.  

Warum man das wollen würde – also niemals schlafen – ist für uns persönlich nicht nachvollziehbar. Schlaf ist toll! Also machen wir uns auf in eine etwas gemütlichere Metropole, die mit dem Klischee „Die Stadt des Nebels“ („the big fog“) quasi zu einem gemütlichen Nickerchen einlädt.

Vereinfachte Karte des New Yorker U-Bahn-Systems (Credit: Wikimedia Commons) https://commons.wikimedia.org/wiki/File:NYC_subway_simplified_map.png
Vereinfachte Karte des New Yorker U-Bahn-Systems (Credit: Wikimedia Commons)

Unschlagbar! 

Noch länger, noch schneller, noch mehr Stationen – um Weltrekorde kann man streiten. Nicht aber um diesen. Am 10. Jänner 1863 eröffnet, ist die Londoner U-Bahn für alle Zeiten das erste und älteste U-Bahn-Netz dieses Planeten. Liebevoll bekannt als „The Tube“ spielte sie eine entscheidende Rolle bei der Revolutionierung des städtischen Verkehrs und der Gestaltung des Wachstums und der Entwicklung von London. Und tatsächlich steht sie auch in direktem Zusammenhang mit dem Spitznamen „Stadt des Nebels“ (oder dachtet ihr wirklich, wir verwenden den hier nur zufällig?). 

Die massive Industrialisierung im 19. Jahrhundert führte zu einer starken Verschmutzung der Luft in London, was zu gesundheitlichen Problemen und einer beeinträchtigten Lebensqualität in der Stadt führte. Die Verkehrsüberlastung auf den Straßen verschärfte das Problem zusätzlich. 

Der Bau der Londoner U-Bahn bot einerseits eine Lösung für das Verkehrsproblem der überfüllten Straßen und verringerte andererseits die Abhängigkeit von Dampflokomotiven. Gleichzeitig entkamen die Menschen bei ihrer unterirdischen Reise dem schädlichen Smog. Sozusagen eine Win-Win-Win-Situation!

Die Station Edgware Road wurde 1924 eröffnet - immer noch ein halbes Jahrhundert vor der Eröffnung der Wiener-U-Bahn Credit: Wikimedia Commons, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Edgware_Road_(Bakerloo_line)_southbound_platform.jpg)
Die Station Edgware Road wurde 1924 eröffnet – immer noch ein halbes Jahrhundert vor der Eröffnung der Wiener-U-Bahn (Credit: Wikimedia Commons)

Nur länger ist länger 

Zeit für einen Längenvergleich! Aber nicht doch, wo denkt ihr hin! Wir haben bereits von New York (373 Kilometer) und London (400 Kilometer) gehört – das ist beides schon ziemlich beachtlich, umfasst doch das Wiener U-Bahn-Netz im Gegensatz dazu lediglich schlappe 83 Kilometer. Es geht aber noch viel, viel länger! 

Also machen wir einen Sprung nach Shanghai. Hier, in der größten Stadt Chinas gibt es mit Ende 2022 bereits 802 Kilometer U-Bahnnetz. Definitiv ein Weltrekord, den sich die Mega-Metropole zusätzlich mit den weltweit meisten U-Bahn-Linien absichert. 

Bild der Shanghaier U-Bahn
Bild der Shanghaier U-Bahn

Bei 26 Millionen Einwohnern ist das auch dringend nötig. Das U-Bahn-System in Shanghai ist eines der am stärksten frequentierten U-Bahn Systeme der Welt. In täglichen Passagieren ausgedrückt reden wir hier von etwa 11,2 Millionen Fahrgästen (zum Vergleich: In Wien liegen wir bei etwa 2 Millionen täglich, das beinhaltet allerdings sämtliche öffentliche Verkehrsmittel; nur etwa die Hälfte davon entfällt auf die U-Bahn. In Berlin sind es 3,8 Millionen täglich, die vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg befördert werden). 

Längenvergleich diverser U-Bahnen (Credit: eguana/Stefaner)

Und dabei verfügt die U-Bahn in Shanghai auch noch über moderne Züge und Infrastruktur, die den Fahrgästen Komfort bieten, und punktet zusätzlich mit Effizienz und Pünktlichkeit.  
Den Weltrekord für Pünktlichkeit kann sich die U-Bahn in Shanghai trotzdem nicht holen. 

Der Netzplan der Shanghaier U-Bahn oder doch nur ein wirrer Punktehaufen? (Credit: Wikimedia Commons) https://commons.wikimedia.org/wiki/File:2001Shmetroplan1.jpg
Der Netzplan der Shanghaier U-Bahn oder doch nur ein wirrer Punktehaufen? (Credit: Wikimedia Commons)

Weil jede Sekunde zählt 

Manchmal geht es bekanntlich um jede Sekunde. Zeit ist ja schließlich Geld.  

Die U-Bahn in Tokio, auch bekannt als Tokyo Metro, ist berühmt für ihre außergewöhnliche Pünktlichkeit. Sie gilt als die pünktlichste U-Bahn der Welt – ein Muss in einer Stadt, wo täglich 10 Millionen Passagiere befördert werden müssen. Die Stadt hat zwei öffentliche U-Bahn-Betreiber, die ihre Züge nicht nur miteinander, sondern auch mit oberirdischen Zugverbindungen koordinieren müssen. Schon eine kleine Verspätung kann also einen Dominoeffekt auslösen, der einen großen Teil des öffentlichen Verkehrsnetzes betrifft.  

Das beeindruckende Maß an Zuverlässigkeit wird durch präzise Zeitpläne, strenge Wartung und hochmoderne Signal- und Zugsteuerungssysteme erreicht. Angesichts der enormen Zahl von Menschen, die auf die Dienste der Tokioter Metro angewiesen sind, ist es von entscheidender Bedeutung, die Verspätungen auf ein Minimum zu beschränken. 

Keine Zeit für Verspätungen (Credit: Wikimedia Commons) https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Tokyo_Metro_message_advising_telework_or_off-hours_commute.jpg
Keine Zeit für Verspätungen (Credit: Wikimedia Commons)

Darüber hinaus gibt es aber noch einen Aspekt, der die U-Bahn in Tokio zu etwas ganz Besonderem macht: 
Tokio liegt in einer seismisch aktiven Region und ist daher anfällig für Erdbeben. Dies hat die Betreiber der Tokioter U-Bahn dazu veranlasst, umfangreiche Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit der Fahrgäste während seismischer Ereignisse zu gewährleisten. Die U-Bahn verfügt über ein ausgeklügeltes Frühwarnsystem, das es den Betreibern ermöglicht, bei einem Erdbeben sofort zu reagieren und die Züge sicher anzuhalten. Darüber hinaus sind die Tunnel und Bahnhöfe der U-Bahn so konstruiert, dass sie erdbebensicher sind und den Auswirkungen von starken Erschütterungen standhalten können. 

Ein wichtiger Teil des erdbebensicheren Designs der Tokioter U-Bahn sind die flexiblen Gleise und Strukturen, die sich während eines Erdbebens bewegen und verformen können, ohne dabei ernsthaft beschädigt zu werden.  

Persönliche Rekorde 

Bleibt abschließend die Frage: Welchen Rekord kann die Wiener U-Bahn eigentlich vorweisen? Bei Länge, Tiefe und der Anzahl an beförderten Passagieren müssen wir uns leider hintenanstellen. Nichtsdestotrotz hat auch die Wiener U-Bahn ein paar Rekorde zu verzeichnen, auch wenn sie eher eguana-interner Natur sind: 

Die von den meisten eguanas genutzte U-Bahn weltweit mit durchschnittlich 20 Fahrten pro Werktag ist die Linie U3 – wenig verwunderlich, bringt sie doch mehr als die Hälfte von uns mehrmals pro Woche ins Büro und wieder nach Hause 

Die U3 ist außerdem auch mit 46 Prozent die (eguana-intern) beliebteste U-Bahn. Ob das an der schönen, orangen Farbe liegt, oder doch eher daran, dass sie den Westen Wiens so wunderbar ans Zentrum anbindet?

Und natürlich ist die Wiener U-Bahn auch die mit den (für uns) schönsten Geschichten!  

Kurz gesagt: Das Wiener Öffi-Netzwerk ist eines, von dem wir begeistert sind – was kümmert uns ein Weltrekord, wenn wir die perfekte Kombination aus Fahrkomfort und guter Verkehrsanbindung direkt vor der Tür haben?

THE END 

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*Sind wir uns da sicher? Nein, absolut nicht! Wenn du diesbezüglich mehr weißt als wir, schreib uns!  

Veröffentlicht am
Kategorisiert in eguana.team

Von Anna Riedler

Als der Orientierungssinn vergeben wurde, hatte sich Anna gerade verlaufen. Umso besser, dass ihre Arbeit mit Baustellen nur peripher zu tun hat – sie würde vermutlich nie wieder zurück ins Büro finden. Stattdessen schreibt die studierte Journalistin fleißig Texte für unsere Homepage, unseren Blog, und literaturnobelpreisverdächtige Kurzbeschreibungen.