Zu Besuch im Labor: Ein Blick hinter die Kulissen

In jedem gut ausgestatteten Labor, das ist spätestens seit Rick and Morty bekannt, sollte ein Säurefass stehen. Warum wir unser persönliches Fass nicht dazu nutzen, um uns vor Feinden zu verstecken, und was wir stattdessen damit tun, erzählt uns Peter Weihs, einer unserer Experten und Hüter des Labors. Wir haben gemeinsam das Geheimnis der blauen Tonne gelüftet und inspiziert, was sonst noch auf den Regalen unseres Labors zu finden ist.

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Es war einmal – so beginnen Märchen, und so beginnt auch die Erzählung der ominösen blauen Tonne mit dem schwarzen Deckel, die seit Ewigkeiten in unserem Labor in der Zieglergasse 3 steht. „Wir haben damit Temperaturmessketten auf ihre Dichtheit geprüft“, der Satz klingt nicht mehr märchenhaft, nicht geheimnisvoll. „Das tun wir mittlerweile nicht mehr, aber das Fass ist fester Bestandteil des Labors geworden“, fährt Peter fort. Ein Blick unter den Deckel zeigt: Das Fass dient lediglich zu Dekorationszwecken – „und ist sehr wichtig als zusätzliche Ablage!“ Abgesehen davon ist es nämlich leer.

Wo Prototypen entstehen …

Der banalen Auflösung um das Geheimnis des Fasses zum Trotz ist das Labor neben der Küche der beliebteste Ort im ganzen Büro – und das nicht nur wegen der Dartscheibe. Hier wird gebastelt, geklebt, geschweißt und gelötet, hier entstehen Prototypen aus Software und Hardware. Diese werden anschließend getestet und akribisch nach Fehlern abgesucht.

Einen Teil der Prototypenfertigung macht die Herstellung von Platinen aus. Diese werden mit Hilfe einer Schablone mit Lötpaste bestrichen, dann werden die entsprechenden Bauteile aufgesetzt und anschließend in einem Infrarotofen nach einem bestimmten Temperaturprofil gebacken.

… und Maker-Träume wahr werden

An den Wänden stehen Arbeitstische, Regale und Metallschränke, zwischen Werkzeugen und Schutzkleidung bleibt der Blick an Apparaturen stehen, die zu einem Großteil an überdimensionale Mikrowellen mit zu vielen Knöpfen erinnern. „Schaltnetzteil, Frequenzgenerator, Multimeter und Oszilloskop, diese vier Dinge sind die Basic-Ausrüstung, die man in der Makerszene so besitzt“, deutet Peter.

Frequenzgenerator oder Mikrowelle?
Oszilloskop oder Mikrowelle?
Mikrowelle oder Mikrowelle?
Zugegeben, das hier sieht aus wie ein Netzteil

Was zum vollendeten Maker-Glück noch fehlt ist ein 3D-Drucker. „Mit seiner Hauptaufgabe (Gehäuse für unsere Prototypen zu drucken) ist er derzeit zwar zeitlich gut ausgelastet, aber technisch noch ziemlich unterfordert, da gibt es noch Potenzial nach oben.“ Das Schachspiel, das Florian, der Leiter unseres Entwicklerteams, gedruckt hat, zeigt seine Fähigkeiten in puncto Komplexität schon eher. „Und er kann Pisctachio-Green drucken, fast die Lieblingsfarbe aller!“, freut sich Peter.

Er druckt aber auch in Peters persönlicher Lieblingsfarbe, gelb – beispielsweise Schachfiguren.

Neben einer Lötstation steht etwas, das aussieht wie eine Mischung aus überdimensionaler Spritze und Mikrofon. „Die Lötstation ist gang und gebe, das hat man recht oft, aber die Heißluftstation ist schon eher ausgefallen, die findet man nicht immer vor. Damit werden Fehler ausgemerzt, die man am Anfang nicht bemerkt hat, die muss man ganz am Schluss damit ausbessern. Bei Prototypen kann immer etwas schiefgehen.“

Einen ganz genauen, prüfenden Blick ermöglicht auch unser neues Mikroskop.

Das ganz normale Chaos – Thermodynamik lässt grüßen

Peters besonderer Favorit ist der Infrarotofen, mit dem Platinen bestückt und in der kalten Jahreszeit auch Maroni gebraten werden. Jede Woche verbringt der Elektrotechniker mehrere Stunden im Labor, besonders jetzt, während sich immer zumindest eine Hälfte der Belegschaft im Homeoffice befindet. „Ich bin der verlängerte Arm jener, die deswegen nicht im Labor sein können. Die Pandemie stellt uns manchmal vor Herausforderungen: Wir müssen Versuche aus der Ferne mitverfolgen und Fehler so diagnostizieren“, vergleicht Peter die Arbeit damit, vom Büro aus den Wasserkocher bei ihm zuhause zum Funktionieren zu bringen.

Platinenbestücker und Maronibrater in einem

„Im Labor liegen die Grenzen von Spaß und Arbeit oft sehr nah beieinander, weil es mir sehr gefällt, mich durchzustöbern. Hier ist viel Zeug versteckt“, kommentiert er die liebevolle Unordnung, in die er gerne Ordnung bringen würde. „Entropie, also das Maß für die Unordnung der Dinge, ist bei uns lokal gesehen sehr hoch. Die Thermodynamik lässt grüßen – sogar wenn es darum geht, das Labor aufzuräumen.“

Zur vollkommenen Zufriedenheit fehlt ihm eigentlich nur noch ein Pater Noster. Aber nicht vom Erdgeschoss ins Büro, sondern in Form eines Regals. Damit ließe sich vielleicht sogar so etwas wie Ordnung in das Chaos bringen. „Ich würde gern viel mehr Zeit hier verbringen, es ist immer zu wenig“, betont Peter.

Angst vor dem, was man nicht sehen kann

Dabei ist die Arbeit im Labor nicht ungefährlich. Ein Fass mit Säure gibt es zwar nicht, dafür besteht die Gefahr eines Stromschlags, wenn man sich nicht an die Sicherheitsregeln hält. Aus „Angst vor dem, was man nicht sehen kann“, achtet Peter deshalb immer besonders genau darauf, die Sicherheitsregeln zu beachten, spezielle Schutzausrüstung zu tragen und beispielsweise den Schutzleiter immer als erstes an- und als letztes abzustecken. So fließt Strom im Falle eines Fehlers über das Gehäuse und nicht über ihn ab. „Aber wie Florian immer sagt: Mut kann man nicht kaufen.“

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eguana: Peter, was fehlt dir noch zu deinem persönlichen Labor-Glück?

Was mir noch fehlt ist ein Pater Noster – aber nicht vom Erdgeschoss ins Büro, sondern in Form eines Regals. Jeder kriegt ein Gummibärchensackerl, wenn er weiß, was ein Pater Noster Lager ist.

Der zehnte März hat einiges an kuriosen Feiertagen zu bieten. Welches Fest wirst du begehen? Den Super Mario Tag? Den IDOA – den internationalen day of awesomeness? Oder hältst du es mit den Schotten und feierst einerseits den Tag der Röcke sowie den internationalen Dudelsack-Tag?

Ich wusste zwar, dass es die Religion Dudeismus (The Church of the Latter-Day Dude) gibt, aber nicht, dass es den IDOA gibt. Wenn ich Feiertage „ernst“ nehmen würde, dann den Tag der Awesomeness!

Und weil wenige Dinge cooler sind, als für eguana zu arbeiten, verbringst du diesen Tag bestimmt im Labor! Dabei wäre der Super-Mario-Tag nach unserem letzten Teamevent durchaus passend. Für unser nächstes gemeinsames Event, einen Tetris-Wettampf, rechnet sich Peter übrigens gute Chancen aus, weil er doch permament übt, Dinge ordentlich zu verräumen 😉

Was tust du eigentlich im Labor am liebsten?

Ich muss ja gestehen, dass Kabelkonfektionierung oft etwas mit Selbstgeisselung zu tun hat. Sie ist mühsam und wird immer mühsam bleiben – mit dem Kabel könnte man sich außerdem auspeitschen. Trotzdem ist es einer meiner Lieblingsarbeiten.

Zuckersüße Belohnung oder doch Selbstgeisselung?

Was mich freut ist, dass ich dabei immer besser werde. Kabelkonfektionierung klingt ja fast wie Konfekt und wie ich es beschrieben habe sind Kabel auch ähnlich verpackt wie eine Süßigkeit. Das Problem daran ist, dass die Kabel für die Messketten acht einzelne Leiter haben. Die sind gemeinsam in einem Kabel verstaut, unter einem Kunststoff-Mantel, darunter ist ein Metallgeflecht, dann kommt noch mal Kunststoff und ein bissl Papier. Darunter kommen erst die acht Leiter zum Vorschein, die auch nochmal isoliert sind. Dann muss das noch in einen kleinen Stecker gelötet und zusammengeschraubt werden….

Was waren die größte Herausforderung für dich im letzten Jahr und seit du hier begonnen hast?

Ich würde sagen, es ist wie der Sprung ins kalte Nass. Ich glaubte zu wissen, was es bedeutet, in einem Betrieb dieser (kleinen) Größe zu arbeiten, aber es war dann doch viel mehr. Ich wusste, dass es Tunnel gibt und man Hardware und Software entwickelt. Aber in jedem dieser Bereiche Fuß zu fassen war anfangs wirklich schwierig. Es gibt da glaub ich so einen Buchtitel: Viel Arbeit, wenig Zeit. Das trifft es.

Mit welchem Zitat würdest du deine Zeit bei uns beschreiben?

Ein Polier auf einer Baustelle hat mir mal eine Mail geschrieben, darin stand wortwörtlich:

Peter, es is wie es is, wie es is!

Sei so nett und beschreibe deine Tätigkeit bei eguana in zehn Worten.

  1. 1. Einkäufer/Lagerist
  2. 2. Raumausstatter (So vieles aufhängen wie man kann (Blumen/Regale/Bildschirme))
  3. 3. Saubermacher
  4. 4. Das ökologische Gewissen
  5. 5. Das „Mädchen“ (Frisur) für alles
  6. 6. Stets zu Diensten, Preise nehme ich gerne entgegen und stelle uns gebührend vor.
  7. 7. Testperson (Schaltschränke und Aufbauten)
  8. 8. Ich habe auch schon das ein oder andere Ding zerstört
  9. 9. Pumpen-Pete
  10. 10. Donutbeauftragter

Nicht nur die 10, auch 2, 3 und 6 (und eigentlich auch die anderen Punkte) machen Peter zu unserem ganz besonderen Universalwerkzeug und Teamhelden – deshalb will ich mal nicht so streng sein und darüber hinwegsehen, dass das zwar zehn Punkte, aber nie und nimmer zehn Worte sind.

Preise nimmt Peter immer gern entgegen

Dein Wunsch für die Zukunft?

Mülltrennung.

So ist er, unser Peter Weihs, der fast alles weiß: Ökologisch, praktisch, gut.

Wie Pumpen-Pete zu seinem Namen kam
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Kategorisiert in eguana.team

Von Anna Riedler

Als der Orientierungssinn vergeben wurde, hatte sich Anna gerade verlaufen. Umso besser, dass ihre Arbeit mit Baustellen nur peripher zu tun hat – sie würde vermutlich nie wieder zurück ins Büro finden. Stattdessen schreibt die studierte Journalistin fleißig Texte für unsere Homepage, unseren Blog, und literaturnobelpreisverdächtige Kurzbeschreibungen.