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  • ProdukTIEF: Leistungsorientierte Vergütung im Spezialtiefbau

    ProdukTIEF: Leistungsorientierte Vergütung im Spezialtiefbau

    Dass Zeit Geld ist, ist ja wohl mittlerweile hinreichend geklärt. Nur: wessen Zeit und wessen Geld? Wenn der Auftraggeber möglichst schnell für möglichst wenig Geld einen Tunnel gebaut haben möchte, der Auftragnehmer aber möglichst viel Geld für möglichst wenig Aufwand haben will, dann scheiden sich schon mal die Geister. Mit dem zeit- und leistungsbasierten Vergütungsmodell „StilfOs“ könnten Bauvorhaben für beide Parteien kosteneffizienter und produktiver abgewickelt werden, weiß Dr. Michael Werkl von der BWI Beratende Wirtschaftsingenieure für Bauwesen GmbH.

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    Ich war nie ein Fan von Gruppenarbeiten. Mehrere Arbeitsweisen unter einen Hut zu bringen, sind schon schwierig genug, aber wenn dann auch noch jedes Gruppenmitglied ein anderes Ziel hat (persönlich gehöre ich zur Fraktion „4 gewinnt“, die einen positiven Abschluss mit möglichst wenig Aufwand anstrebt; in jeder Gruppe scheint es aber aus irgendeinem Grund auch Mitglieder der „Wir wollen 100 Prozent Partei“ sowie der Liste „Jetzt sage ich aber bei der Präsentation einen Satz mehr als du, das ist doch ungerecht“ zu geben), wird es wirklich kompliziert.

    So glücklich habe ich bei Gruppenarbeiten definitiv nie ausgesehen (Credit: pixabay)

    Ähnlich gestaltet es sich bei Bauvorhaben. Während der Auftraggeber sein Projekt möglichst kostengünstig abwickeln will, möchte der Auftragnehmer einen möglichst hohen Preis für seine Leistung erhalten.  „In diesem Spannungsfeld entwickelt sich – zumeist ausgehend vom Auftraggeber – ein Vergütungs- und Vertragsmodell, das die gegenlaufenden Interessen der beiden Vertragsparteien bestmöglich ausgleichen sollte. Durch die zunehmende Anzahl an Streitigkeiten um Vergütungsfragen am Bau zeigt sich jedoch, dass herkömmliche Modelle den Austausch von Leistung und Vergütung oftmals nicht optimal regeln können“, weiß Dr. Werkl.

    Eine Alternative muss her

    Stattdessen braucht es also eine Alternative, die in Werkls Augen im Optimalfall auf Anreizen statt auf Strafen basiert. Eine solche Methode ist das StilfOs-Modell. „Die Anwendung von StilfOs ist grundsätzlich dann zu empfehlen, wenn zeitabhängige Vergütungselemente einen wesentlichen Teil der Leistung ausmachen. Dies ist insbesondere bei Spezialtiefbauarbeiten der Fall. So hat sich der erfolgreiche Einsatz schon bei vielen Injektionsbaustellen für beide Vertragsparteien bezahlt gemacht.“

    [Anm.: Zeitabhängige Faktoren sind vereinfacht gesagt Dinge (neben Gerätekosten auch Personen), für die ein Stunden- oder Monatssatz verrechnet wird, deren Verwendung also teurer wird, je länger man sie benötigt.]

    Anreize statt Strafen (Credit: pixabay)

    Zugegeben, der Name geht nicht unbedingt ins Ohr. StilfOs setzt sich zusammen aus Stilfontein Goldmine in der ehem. Provinz Transvaal in Südafrika und dem Oswaldibergtunnel in Kärnten, wo es in Österreich 1987 zum ersten Mal zum Einsatz kam. Wie wäre es stattdessen mit MEFA (Monetäre Einsparungen Für Alle)? Nett klingt auch mein persönlicher Favorit, ProST (produktiver Spezialtiefbau). Oder natürlich LoVe (Leistungsorientiertes Vergütungssystem)?

    Am ungewöhnlichen Namen liege es aber jedenfalls nicht, dass sich das Modell anderen gegenüber bislang nicht durchsetzen konnte, meint Dr. Werkl. „Grund dafür ist meines Erachtens die Tatsache, dass das Modell oftmals vielleicht zu kompliziert erklärt wurde. Diejenigen, die das Modell angewandt hatten, berichten aber allesamt von Vorteilen für beide Vertragspartner“ betont Dr. Werkl, der bereits seine Diplomarbeit an der Technischen Universität (TU) Graz der Thematik widmete.

    Herausforderung angenommen! Wir machen StilfOs massentauglich und starten mit einer Erklärung, die auch die Sendung mit der Maus vor Neid ganz blass werden lässt!

    StilfOs einfach erklärt

    Am Beispiel einer vergleichsweise simplen Wohnungssanierung erklären wir das Vergütungsmodell (Credit: Riedler)

    Um das Modell also möglichst einfach und dennoch anschaulich zu erklären, haben wir es vom Spezialtiefbau auf einen anderen Lebensbereich übertragen, nämlich eine simple Wohnungssanierung:

    Die übliche Herangehensweise wäre, dass ich einen Baumeister beauftrage, der mir einen pauschalen Kostenvoranschlag erstellt, den ich annehme. Hier besteht für ihn das Risiko darin, dass sich die Umbauarbeiten verzögern oder schwieriger gestalten, als ursprünglich von ihm geplant, und sich somit sein Stundenlohn verringert. Alternativ zu einem Kostenvoranschlag könnte er mir also einen Stundensatz bieten. Dann habe aber ich als Auftraggeber möglicherweise das Problem, dass der Baumeister durch seine besonders langsame Arbeitsweise die Arbeiten hinauszögert und die Kosten für mich steigen.

    Würden wir meine Renovierungsarbeiten hingegen nach dem StilfOs Prinzip gestalten, könnten sich die Kosten vereinfacht auf drei Punkte aufteilen:

    1. 1. Pauschale
    2. Es gibt eine Grundpauschale, die gewisse Standardleistungen einmalig abdeckt (beispielsweise die Planung, die Beauftragung der unterschiedlichen Gewerke, das Anliefern der Materialien in meiner Wohnung und die abschließende Reinigung. Alles sehr gut planbar.)
    1. 2. Zeitabhängige Faktoren wie Geräte & Personal
      Für diese wird grundsätzlich ein gewisser Stundensatz verrechnet. Soweit nicht ungewöhnlich. Allerdings liegt hier der verrechnete Stundensatz unter den Selbstkosten des Baumeisters.
      So zahlt der Baumeister beispielsweise selbst 100 Euro/Stunde für seinen Bodenleger, mir verrechnet er aber zeitabhängig nur 70 Euro. Auf den ersten Blick also ein Verlustgeschäft für ihn.
    2. Aber die Differenz geht natürlich nicht verloren – denn sie wird als Zuschlag mitgenommen in die nächste Rechnungsposition, die Leistung:
    1. 3. Leistung
      Die Leistung umfasst alle Komponenten wie z.B. die verlegten Quadratmeter Parkett und wird erst abgerechnet, wenn tatsächlich eine Leistung erbracht wird.
      Kann also der Bodenleger gerade keine Leistung erbringen (weil ich mich nicht darum gekümmert habe, dass es Strom gibt ODER weil der Baumeister lange mit ihm Urlaubsfotos austauscht), fällt auch keine Leistung an.
      Sobald die Leistung erbracht wird, also der Boden verlegt ist, wird eine Vergütung pro Quadratmeter PLUS der durch die zeitabhängigen Faktoren berechnete Zuschlag fällig.

     

    Ich bin also sehr motiviert, für einen reibungslosen Ablauf der Baustelle zu sorgen und notwendige Entscheidungen schnell zu treffen – denn sonst zahle ich unnötig für zeitabhängige Faktoren (Pkt. 2).

    Der Baumeister ist aber ebenso daran interessiert, produktiv zu arbeiten, da er für die rein zeitabhängigen Faktoren unter seinen Selbstkosten arbeitet – also Verlust macht, wenn er diese nicht durch den entsprechenden Aufschlag auf die Leistungen wieder wettmachen kann (Pkt. 3).

    Alle Parteien sind an einem reibungslosen Ablauf interessiert (Credit: bidvine auf Pixabay)

    Durchgerechnet am Beispiel des Bodenlegers könnten die Kosten für die Sanierung also wie folgt aussehen:

    * Dieser Punkt berechnet sich aus der verlegten Menge Parkett (50m2) in Kombination mit der Umlage (30 Euro) -also 1.500 Euro- PLUS die jeweiligen verrechneten Kosten Arbeitszeit an mich durch den Bauherrn (also 70 Euro für Variante 1, 350 Euro für Variante 2 und 700 Euro für Variante 3).

     Sehr schön erkennbar: Wenn die Arbeiten länger dauern, wird es für alle Beteiligten teurer. Je produktiver gearbeitet wird, umso besser für alle.

    Einfach in Einheitspreisverträge einbauen

    StilfOs kann problemlos in einen Einheitspreisvertrag im Rahmen einer Ausschreibung implementiert werden. „Es werden die wesentlichen Leistungspositionen herausgegriffen, wobei die Umlage der zeitabhängigen Anteile in der gewählten Höhe dann auf diese Positionen erfolgt. Abgerechnet werden also wiederum Einheitspreise, die durch die Umlage des StilfOs Modells entsprechend modifiziert wurden“ so Dr. Werkl. Der Aufwand halte sich „in Grenzen, wenn man die zeitbezogenen Kosten auf die wesentlichen Leistungspositionen umrechnet.“

    No Risk, much fun

    Es spricht also alles für StilfOs. Wieso wird es dennoch noch nicht mehr verwendet? Hier kommt der Faktor Mensch ins Spiel. „Die Bewertung von Risiko ist in der Praxis stets nur durch die Berücksichtigung von Wahrscheinlichkeiten (Eintrittswahrscheinlichkeiten) möglich, was uns Menschen entsprechend schwer fallen dürfte“, weiß Dr. Werkl. Die Folge sind irrationale Entscheidungen, aus dem Bauch heraus gefällt.

    Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, an einen Bodenverleger zu geraten, der nicht realisiert, dass er selber auch draufzahlt, wenn er unproduktiv arbeitet? In der Realität sehr gering, im Kopf des Auftraggebers aber (zum Beispiel aufgrund negativer persönlicher Erfahrungen) sehr viel höher. Das Gleiche gilt für den Handwerker, der vielleicht bei seinen letzten drei Baustellen mit unkooperativen Kunden zu tun hatte, aufgrund derer er dem aktuellen Auftraggeber gegenüber negativ eingestellt ist. Dabei sind bei dem StilfOs-Vergütungsmodell beide Parteien an einer produktiven Arbeit interessiert sind, weil sie sonst beide draufzahlen.

    „Wir haben bei der Erhebung des Risikobewusstseins in Bezug auf Vergütungsmodelle festgestellt, dass viele Akteure bei unsicheren Entscheidungen auch tatsächlich irrationale Entscheidungen treffen. Der Umgang mit dem Thema Wahrscheinlichkeit ist eben für viele Menschen sehr schwierig und nicht immer werden dabei logische Entscheidungen getroffen“, so Dr. Werkl. „Da die Interessen bei alternativen Vergütungsmodellen wie eben StilfOs gleichgeschaltet werden, kann aber das Gesamtrisiko für beide Vertragsparteien minimiert werden.“

    Gemeinsam in die Zukunft

    Die Aufgabe der zwei Vertragspartner ist es also im Grunde, sich auf die Höhe der Umlage und die gemeinsam festzulegenden Ressourcen zu einigen. Die Festlegung ist aber nur dann erfolgreich, wenn auch der Auftraggeber über technisches und betriebliches Know-How verfügt, weiß Dr. Werkl.  Umgelegt auf die Gruppenarbeiten während meiner Studienzeit: Wenn alle Teilnehmer das win-win-Ziel verfolgen, steigen sie am Ende auch besser aus.

    Ein partnerschaftlicher Zugang nicht nur in diesen monetären Belangen werde in Zukunft in der Baubranche immer mehr an Bedeutung gewinnen, ist sich Dr. Werkl sicher.

    Unser Beitrag zeigt: Bei komplexen Arbeiten ist ein alternatives Modell für alle vorteilhaft. Dass sich die Baubranche in Richtung einer partnerschaftlichen Projektabwicklung entwickelt, konnte Dr. Werkl bereits beobachten. Konkret macht er diese Entwicklung daran fest, dass beispielsweise die Österreichische Bautechnikvereinigung ÖBV im Mai 2021 eine Richtlinie für alternative Vertragsmodelle veröffentlich hat, in der auch das StilfOs-Modell erwähnt wird.

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    Wer mehr über StilfOs wissen möchte, liest am besten Dr. Werkls Beitrag darüber in der Dezember-Ausgabe des VÖBU-Magazins 2020

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    Über Dr. Michael Werkl:

    Michael Werkl faszinierte schon während des Studiums an der TU Graz (Wirtschaftsingenieurwesen – Bauwesen) die Schnittstelle von Technik und Wirtschaft. Wie viele andere wurde auch er durch die Vorlesungen von Professor Gert Stadler (brachte StilfOs nach Österreich und an die TU Graz …) zum Spezialtiefbau verführt, wo er mit Insond/Züblin spannende Projekte in Europa abwickeln konnte (so auch das ein oder andere Projekt mit unserem Geschäftsführer Philipp).

    Besonders hat ihn am Spezialtiefbau das Thema Risiko interessiert, was schließlich dazu führte, dass er noch zusätzliche vier Jahre an der TU Graz mit einer entsprechenden Dissertation verbrachte, um zu untersuchen, wie Menschen mit der Abschätzung von Wahrscheinlichkeiten und Risken umgehen.

    Der Einstieg in die bauwirtschaftliche Beratung erfolgte direkt im Anschluss und führte nach Ablegung der Prüfung zum Sachverständigen zur Gründung der BWI Beratende Wirtschaftsingenieure für Bauwesen GmbH, die er nun als geschäftsführender Gesellschafter leitet. Sein Schwerpunkt ist dabei die bauwirtschaftliche Begleitung von Projekten und die gutachterliche Arbeit bei internationalen Schiedsverfahren. Dabei engagiert sich Dr. Werkl als Autor von Fachpublikationen und bei Vorträgen zu bauwirtschaftlichen Fragen.

    Der passionierte Tennisspieler ist verheiratet, hat zwei Kinder, wohnt und arbeitet – wenn nicht gerade international unterwegs – in Graz.

  • Pizza, Pasta, Piacenza – Resumée vom Branchentreff in Europa

    Pizza, Pasta, Piacenza – Resumée vom Branchentreff in Europa

    Online, das ist klar, geht sehr viel an Kommunikation verloren. Videokonferenzen und Telefonate können einfach nur bedingt ein Beisammensein in der realen Welt ersetzen. Umso schöner war es für ein paar unserer eguanas, im schönen Italien zwei Tage auf der Geofluid in Piacenza (15.-16.09.) verbringen zu dürfen. Wie es ihnen auf der ersten Messe seit Corona ergangen ist?

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    Schön, die Stadt mal für sich zu haben (Credit: Peter Weihs)

    Seit über 40 Jahren lockt die Geofluid Messe Stakeholder der Tiefbaubranche ins sonnige Italien. Abgehalten im schönen Piacenza, einer kleine Stadt in Norditalien, die besonders für ihre sehenswerten Kirchen im lombardisch-romanischen Stil bekannt ist, hat die Messe weit mehr zu bieten als Pizza, Pasta und eine pittoreske Umgebung. 2018 versammelten sich auf einer Ausstellungsfläche von 32.000 Quadratmetern weit mehr als 355 Aussteller und mehr als 11.000 Besucher, davon fast 3.000 aus dem Ausland. Coronabedingt im vergangenen Jahr abgesagt, freuten wir uns heuer ganz besonders darauf, dem Branchentreff beiwohnen und uns über Innovationen im Spezialtiefbau informieren zu können.

    Der frühe Vogel fängt den Wurm, und um den Flug nach Mailand nicht zu verpassen, „galt es zunächst die S-Bahn Richtung Flughafen um 6:20 zu erwischen – nicht immer meine Zeit“, so Peter. „Zur Überraschung Aller wurde an diesem Morgen auf FFP2-Masken in allen öffentlichen Verkehrsmittel umgestellt, was im Kleingedruckten der Abfahrtstafeln stand (es waren alle vorbildlich ausgestattet). Aber ich musste auch daran denken wie schön es doch wäre, öfter so früh aufzustehen, um die Stadt für sich zu haben.“

    Die neue FFP2-Regelung in den Öffis kam überraschend, hat uns aber nicht aufgehalten (Credit: Michael Ouschan)

    Dank des sehr flughafenerprobten, vielgereisten Michaels ging es anschließend schnell und zügig Richtung Mailand, „wo wir dann 1,5 Stunden verloren haben, um zu unserem Mietauto zu kommen… Die Wartezeit wurde genutzt, um erste Eindrücke Italienischen Kaffees aufzunehmen und sich noch intensiv auf die bevorstehenden Gespräche vorzubereiten.“ Dabei wurde an allen Stationen der Reise ein 3G-Nachweis gefordert und auch mittels QR-Code überprüft – unkompliziert und gut organisiert, „das Herzeigen und Bereithalten aller Einladungen/Tickets/Nachweise war für mich aber schon eine Herausforderung!“, zog Peter Resümee. Da konnte er einmal aus erster Hand erfahren, wie es unseren Noch-nicht-Kunden geht, die noch mit Papier arbeiten müssen. Leider gibt es nicht für alle Lebensbereiche SCALES – aber daran arbeiten wir 😉

    Digitalisierung und Datenmanagement auf dem Vormarsch

    Nicht nur bei den Nachweisen, auch inhaltlich ließ sich ein großes Interesse an „Digitalisierungsthemen und Datenmanagement im Allgemeinen“ bemerken, so Michael. „Gefühlt waren sehr viele Nicht-Italiener auf der Messe unterwegs, ich habe das auch von anderen Ausstellern vernommen. Es handelt sich also tatsächlich um den Branchentreff in Europa.“

    Eigentlich findet die Geofluid alle zwei Jahre statt, zuletzt 2018 – wir haben damals in einem Blogbeitrag darüber berichtet. Wegen Corona wurde sie aber von 2020 auf 2021 verschoben. „Highlight der Messe für mich: Ich beziehungsweise eguana wurde wiedererkannt – das bedeutet, wir konnten bleibenden Eindruck bei unseren früheren Gesprächspartnern hinterlassen!“

    Auf der Ausstellung haben Hersteller aus ganz Europa die Möglichkeit, neue Geräte und Messtechniken, Digitalisierungsansätze und Technologien zu präsentieren. Inhaltlicher Fokus ist dabei die Spezialisierung im Bohr- und Untertagebau, die Aussteller kommen aus allen Bereichen des Untertagebaus. Ihre Tätigkeiten umfassen die Baugrunderkundung und Rohstoffgewinnung, Spezialfundamente, Bodenkonsolidierung sowie diverse geologische, geophysikalische und geotechnische Untersuchungen. Ausgestellt werden Technologien und Ausrüstung für Erforschung, Förderung und Abtransport von unterirdischen Flüssigkeiten; Maschinen und Geräte für Vermessungen, Spezialfundamente und Tunnelbau; sowie Instrumente für die Überwachung und Analyse.

    Ein Schwerpunkt liegt dabei nicht nur auf dem Austausch zwischen Unternehmen, sondern auch jenem der Besucher selbst, vom Firmeninhaber über den Marketing Manager bis hin zum Berater – ein Punkt, dem wir als Datenmanagement-Unternehmen viel abgewinnen können, denn Zusammenarbeit ist ein Pfeiler unserer Arbeit. Dass wir für offene Datenverarbeitung einstehen, haben wir auch auf der Messe kommuniziert. „Das kam sehr gut an“, freut sich Michael: „Man merkt, dass viele Firmen für Offenheit eintreten und proprietäre Lösungen zunehmend der Vergangenheit angehören.“

    Blick auf das Messegelände (Credit: Philipp Maroschek)

    Zeit mit dem Team

    Dabei war das letzte große Zusammentreffen schon zwei Jahre her – aber abgesehen von der Maskenpflicht habe sich seit 2019 nicht viel verändert, so Geschäftsführer Philipp. „Es haben sich einige spannende Kooperationsanbahnungen ergeben und generell ist das Thema Digitalisierung und Datenmanagement im Spezialtiefbau wesentlich präsenter als noch vor ein paar Jahren. Persönliches Highlight für mich war die gemeinsame Zeit mit dem Team. Vom Messebesuch, übers Laufen mit Karl und Michael (wobei man sagen muss, dass Karl nicht mal ins Schwitzen gekommen ist) bis hin zum gemeinsamen Abendessen und dem ein oder anderen Bier.“

    Die Zeit mit dem Team zu verbringen, war auch für unseren Bergmann Karl die schönste Erfahrung. „Für mich war es der erste Messebesuch mit eguana. Dass die „Geofluid“ in Piacenza stattfand, kam mir als Italien-affinen Menschen sehr entgegen – Espresso, Cappuccino, Pizza, Dolce, … Man kennt die Kollegen vom Büro und von den Team Events, aber zwei Tage mit einer Übernachtung geben nochmals tiefere Einblicke.“ So konnte er bei einer Person eine Leidenschaft für flotte Autos und eine generelle Orientierungsschwäche beobachten (nein, die Rede ist hier nicht von mir), während ein anderer Kollege als Meister der Buffet-Verpflegung Eindruck hinterließ und ein Dritter einen Fetisch für Kettenantriebe offenbarte.

    Wer liebt sie nicht, die Kettenfahrzeuge? (Credit: Cesare Schwabl)

    Besonders beeindruckend war für Karl auch „die Bandbreite der Bohrgeräte – von Kleingeräten bis zu wahren Kolossen. Vor allem die ganz großen Maschinen waren in ihrer Dimension neu für mich.“

    Auf der Geofluid gab es wie immer viel zu sehen, wie den Nachbau eines Ankerbohrgerätes im Einsatz. (Credit: Philipp Maroschek)
    Im Außenbereich der Ausstellung waren die ganz großen Bohrgeräte zu finden. (Credit: Philipp Maroschek)
    Design war schon immer ein italienisches Steckenpferd, so auch von dem für die Briten entworfenen Bohrgerät. (Credit: Cesare Schwabl)
    Die Kombination aus Mercedes-Truck und Bohrgerät hat vor allem Peter beeindruckt. (Credit: Cesare Schwabl)
    Bohrgestänge gewaltiger Höhen sorgten für Bewunderung. (Credit: Cesare Schwabl)
    Und zum Abschluss noch einmal Bohrgeräte. (Credit: Cesare Schwabl)

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    Am Donnerstagabend ging es schließlich heimwärts. „Die lange Abreise, verursacht durch starken Regen, hat einen fast schon auf Zuhause vorbereitet“, so Peter. Und am Schluss blieb noch genügend Zeit, um im Duty Free Bereich Kühlschrank-Magnete und Schokolade für die Daheimgebliebenen zu kaufen. Wir müssen ja nicht in allen Facetten innovative Vorreiter sein. 😉

    (Credit: Philipp Maroschek)

  • Um Haaresbreite: Wenn aus Haarrissen Klüfte werden

    Um Haaresbreite: Wenn aus Haarrissen Klüfte werden

    Zu viel des Guten? Gibt es auch bei Injektionen. Wenn zu viel Material in einen Riss verpresst wird, kann der Spalt noch weiter aufreißen. Gemeinsam mit der TU Graz versuchen wir im Rahmen des Forschungsprojektes HYJACK herauszufinden, wann der Punkt erreicht ist, an dem man sagen sollte: Aus, Schluss, Basta.

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    Einen Tunnel zu bauen klingt für den Laien recht einfach: Man nehme eine Schaufel und grabe ein Loch in einen Berg. So, wie die Gebrüder Dalton es in den Lucky Luke-Comics in regelmäßigen Abständen getan haben, um aus dem Gefängnis auszugraben. Naturgemäß gestaltet sich die Sache aber längst nicht so simpel, und wären die Daltons auf ihrer Flucht tatsächlich so vorgegangen, wäre der Tunnel über ihren Köpfen vermutlich zusammengebrochen und Morris und Goscinny hätten sich neue Gegenspieler für ihren Cowboy ausdenken müssen.

    Damit der Berg beim Tunnelbau stabil bleibt, nicht einstürzt und kein Wasser zutreten kann (auch kein schönes Ende für die vier ungleichgroßen Brüder), greift man in der Realität also auf Injektionen zurück, mit denen die kleinen aufreißenden Stellen gefüllt werden.

    Klingt noch immer zu einfach, um wahr zu sein?

    Ist es auch. Denn wenn zu viel Material oder mit zu viel Druck verpresst wird, werden die Risse nicht gefüllt, sondern im Gegenteil noch weiter vergrößert. So werden mehr Ressourcen benötigt, die Injektionszeiten sind länger, als sie sein müssten, und die Bauarbeiten verzögern sich.

    Wann aber ist der Punkt erreicht, an dem zu viel zu viel ist und man das Verpressen besser sein lassen sollte? Genau dieser Fragestellung gehen wir seit Juni 2020 gemeinsam mit der Technischen Universität (TU) Graz in einem Forschungsprojekt auf den Grund.  Unser Bauingenieur und Entwickler Cesare Schwabl hat dafür der TU Graz im August einen Besuch abgestattet und sich einen Überblick über den Stand der Dinge verschafft.

    Point of no return

    „Wir wollen herausfinden, ob man an den Messdaten ablesen kann, wann der Punkt erreicht ist, an dem es genug ist und man am besten den Vorgang beenden sollte“, erklärt er. Das Thema beschäftigt uns schon einige Jahre, Ansätze dazu wurden bereits beim Nordic Grouting Symposium 2019 vorgesellt. Von Seite der TU wird das Projekt HYJACK von Projektleiter Scott Kieffer vom Institut für Angewandte Geowissenschaften sowie Versuchsleiter Manfred Blümel vom Institut für Felsmechanik und Tunnelbau begleitet.

    „Für uns ist es wichtig, die Daten, die wir verarbeiten, auch im Detail zu kennen und vor allem auch zu verstehen“, betont eguana-Geschäftsführer Philipp Maroschek. „Deshalb untersuchen wir mit unseren Kunden, Partnern und Forschungseinrichtungen auch Bauprozesse. Dadurch kennen wir die Herausforderungen unserer Kunden besser und können ihnen dadurch besser helfen bzw. deren Herausforderungen gemeinsam mit ihnen meistern.“

    Der Versuchsaufbau von HYJACK besteht vereinfacht gesagt aus einem Steinzylinder, der in zwei Teile geschnitten wurde. Die obere Hälfte wird mit Druck an die untere Hälfte gedrückt. Ein Hohlraum verläuft mittig durch die untere Hälfte und wird im Verlauf des Versuchs mit Wasser gefüllt. Wenn so genug Druck entsteht, hebt sich der obere Zylinder trotz Gegendruck leicht vom unteren ab. Mit einer Reihe von Sensoren wird dieser Zeitpunkt sowie der aufgebrachte Durchfluss und Druck genau dokumentiert und analysiert und gibt somit Aufschluss darüber, wann die Injektion abgebrochen werden sollte.

    Ein Dehnmessstreifen, der um die steinernen Zylinder verläuft, misst die Dehnung, die durch den Druck entsteht.
    Bevor Wasser in den Hohlraum verpresst wird, wird der Probekörper noch mit einem mit Hydraulik-Öl gefüllten Zylinder umschlossen, wodurch auch Seitendruck aufgebracht wird.

    Nachhaltig besser

    Die Versuchsreihe läuft noch bis Ende 2021 – bis dahin werden weitere Versuche durchgeführt und von uns Daten gesammelt und analysiert. Ziel unserer gemeinsamen Forschungsarbeit ist die Entwicklung eines Algorithmus, der das Aufreißen von Klüften bei Injektionsprozessen frühzeitig erkennt und steuernd eingreift, statt sie nur im Nachhinein zu korrigieren, wie es aktuell gehandhabt wird. So soll der Tiefbau in Zukunft qualitativ hochwertiger und die Ressourcen nachhaltiger eingesetzt werden.

  • Willkommen im Team! Sommerlicher Neuzugang

    Willkommen im Team! Sommerlicher Neuzugang

    In der zweiten Hälfte des Augusts neigt sich der Sommer schon spürbar seinem Ende zu, Joachim Ofner aber legt gerade erst los – und zwar als Software-Entwickler bei eguana. Ich habe mich mit unserem Neuzugang über Sommerurlaub, kulinarische Genüsse und die Arbeit in unserem Unternehmen unterhalten:

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    Lieber Joachim, du warst früher als Entwickler im medizinischen und dann im automotiven Bereich tätig. Wie bist du auf die Idee gekommen, für uns zu arbeiten?
    Peter und ich kennen uns schon länger. Er hat mir immer wieder Geschichten aus dem Arbeitsalltag erzählt und was hier entwickelt wird. Das hat spannend, über lustig bis kurios geklungen – mein Interesse war geweckt.

    Gut für uns! Beschreibe doch bitte deine Tätigkeiten bei eguana in zehn Worten
    Ich helfe mit, all den „Kastln“, die wir entwickeln, die gewisse Magie einzuhauchen.

    Kurz und knapp, wie würdest du deine Zeit bei eguana bisher beschreiben?
    Dynamisch, motivierend und ein guter Schuss buntes Chaos…

    Was macht bisher am meisten Spaß hier?
    Es gibt da immer wieder diese Tage, die fühlen sich nicht nach Arbeit an, sondern eher nach einem Tag im Happy Lab.

    Wenn du dich selbst mit einem Zitat beschreiben müsstest, welches wäre es?
    „Umwege erhöhen die Ortskenntnis“
    Mir taugts, wenns abwechslungsreich bleibt und ich – in nicht so festgelegten Bahnen – Neues entdecken kann. So hat mich die Strömung des Lebens letztlich am eguana-Strand von Galapagos angespült.

    Schöner kann man es wirklich nicht ausdrücken, neben einem Software-Wizard steckt wohl auch ein Poet in dir! Dein wichtigstes Equipment – welches Teil brauchst du unbedingt für deine Arbeit?
    Am wichtigsten ist nach wie vor und wenig überraschend: der Computer. Dazugekommen sind aber: der 3D-Drucker, der Lötkolben und ein 2mm Hexagon Schraubendreher. Das bringt Abwechslung, was mich freut.

    An dieser Stelle für alle Nicht-Techniker ein Bild von diesem High-End-Mini-Imbus-Schlüssel

    Was feierst du heute, am 19. August – den Tag der Kartoffel, den Tag des Orang-Utans oder doch den Tag des Fotos?  
    Die Kartoffel zu feiern, kann ich mir vorstellen, da sie zu einem lukullischen Genuss beitragen kann (z.B. „Bombay Potatoes“ … Mhhhmmm). Den Orang-Utan auch, der ist mir sympathisch. Aber in manchen Regionen der Welt feiert man da auch den „Tag des scharfen Essens“, das wäre meine Wahl.

    Also das musste ich tatsächlich erst mal googlen: „Lukullisch“ bedeutet „üppig“,, „besonders raffiniert zubereitet und in großer Menge vorhanden“ beziehungsweise „sich durch edle, teure oder extravagante Zutaten auszeichnend“, benannt nach dem römischen Feldherren Lucullus, der als Gourmet und Feinschmecker bekannt und als Gastgeber für seine extravaganten Tafeln berühmt war.

    Eine letzte Frage noch zum Schluss, wie verbringst du den Sommer?
    Wir waren Campen am karibikblauen Weißensee in Kärnten, obiges Foto zeigt mich beim Wandern um denselben, oiso beim Pausieren….

    Außerdem war Joachim, der ein sportliches Multitalent ist und von Yoga über Skateboarding bis Krafttraining nichts auslässt, am Neusiedlersee segeln.

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    Ich verbringe den Sommer heuer im Homeoffice nur auf meinem Balkon, die KollegInnen sind da aber durchaus etwas kreativer geworden:

    Cesare zum Beispiel entspannte für ein paar Tage an den schönsten griechischen Stränden …
    … und auch Bernhard beobachtete den griechischen Sonnenuntergang.
    Flo durchwandert währenddessen Österreich.
    Während Julia mit mit ihren Kindern ins ferne Playmobil-Land reiste …
    … zog es Peter nicht ganz so weit weg, er genoss ein paar ruhige Tage in der Schweiz auf einem Bauernhof.
    Philipp und seine Kinder versuchten sich erfolglos am Angeln.
    Den Kampf um das schönste Urlaubsfoto gewinnt jedenfalls mit Abstand Laura – sie verbrachte Anfang Juli ein paar Tage in Kroatien, wo sie die Sonne genoss, am Strand faulenzte und sich auf Tauchgängen mit Fischen anfreundete!

    Da kann man richtig neidisch werden!

    Wo habt ihr euren Sommer verbracht? Wir freuen uns über schöne Impressionen!

  • Sehnsucht Endstation – Wie Wien zur U-Bahn kam

    Sehnsucht Endstation – Wie Wien zur U-Bahn kam

    Endlich ist es so weit, die Stadt Wien bekommt ihre sechste U-Bahn-Linie! Diese trägt ausgerechnet die Nummer fünf – kurios genug für einen Blogbeitrag, möchte man meinen, aber zur U-Bahn gibt es noch so viel mehr Spannendes zu erzählen. Deshalb widmen wir uns in den nächsten Wochen in einer Serie den Teilbereichen des Sozialschlauches (ja, so nennt man sie anscheinend umgangssprachlich). Den Anfang macht unser heutiger Blogbeitrag mit einer kurzen Geschichte der U-Bahn.

    Also, es war einmal …

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    Eine Stadt von Welt braucht eine U-Bahn, so wie die Suppe ihr Salz. Ob das stimmt oder nicht, sei dahingestellt. Dass die Metropolen der Welt auf die U-Bahn als Fortbewegungsmittel setzen, ist jedoch Fakt. Unter den zehn größten Städten der Welt befinden sich lediglich zwei ohne entsprechendes Metro-Netz: Jakarta (die Hauptstadt Indonesiens) und Karatschi (die größte Stadt Pakistans).

    Die London Underground ist die älteste U-Bahn der Welt (Credit: pixabay)

    Das älteste U-Bahnnetz der Welt, die London Underground, eröffnet 1863, feiert in zwei Jahren ihr 160. Jubiläum. Damals wurde die Tunnelstrecke noch mit dampflokomotiv-bespannten Zügen befahren, was aber international keine Nachahmung fand. Zu nah vor dem Durchbruch war man bereits hinsichtlich elektrischer Lokomotive, die Siemens schließlich im Jahr 1879 auf der Berliner Gewerbeausstellung präsentierte.

    Der U-Bahn stand scheinbar nichts mehr im Weg – weil ein Bau untertage jedoch viel teurer und umständlicher war als der Bau eines Viaduktes, verliefen die ersten Strecken dieser Art als Hochbahnen. Es sollte noch mehr als ein Jahrzehnt dauern, bis schließlich in London am 4. November 1890 die allererste Untergrundbahn eröffnete. Das löste einen regelrechten Boom aus. Auf der ganzen Welt folgten Städte dem Vorbild Londons in der Hoffnung, so ihre Verkehrsprobleme zu lösen.

    Wien ist anders

    So ähnlich hat es mit Wiens U-Bahn angefangen (Credit: M. H. auf Pixabay)

    Die Pläne für den Bau einer U-Bahn in Wien sind sogar noch älter als die der London Underground, sie reichen zurück bis in die 1840er Jahre.

    Manche Städte beginnen eine U-Bahn ja von unten – aber Wien ist bekanntlich anders und hat den U-Bahnbau erst mal aus der Vogelperspektive in Angriff genommen. Wobei „Angriff“ hier tatsächlich das Schlüsselwort ist. In (beziehungsweise ursprünglich: Um) Wien gab es lange Zeit einen Stadtgraben. Für sich schon eine spannende Geschichte, konnte er beispielsweise doch bei Bedarf geflutet werden, war zwischendurch als Weidefläche und kurzzeitig sogar als Tiergarten im Einsatz.

    Doch wir kommen vom Thema ab. Mit zunehmender Größe der Stadt wurde schnell klar: Ein Graben mitten drin war nicht mehr zeitgemäß: die Türkenbelagerungen waren überstanden, die Stadtgrenzen hatten sich längst verschoben und Europa sich stabilisiert   – was lag also näher, als ihn zuzuschütten. Doch im Zuge dieser Überlegungen wurden schon Mitte des 19. Jahrhunderts Stimmen laut, die in dem Graben gerne eine Röhre für eine „Wiener Stadteisenbahn“ gesehen hätten. Mit ganz echten PS, versteht sich …

    Doch oft geplant ist nur halb gebaut, und mit typischer Wiener Nonchalance wurde das Projekt erst mal in vielen Facetten diskutiert und wieder und wieder aufs Abstellgleis befördert. Stattdessen wurde fünfzig Jahre später zunächst der Bau einer oberirdischen, dampfbetriebenen Stadtbahn beschlossen. Diese Stadtbahnlinien sind heute noch zum Teil erhalten. Auf ihnen basieren die heutige U4 und U6. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden neue Pläne für den Bau einer diesmal unter der Erde verlaufenden Bahn vorgelegt, der Beginn des ersten Weltkrieges und die anschließende Wirtschaftskrise machten allen Überlegungen diesbezüglich jedoch zunächst einmal ein Ende.

    Braune Linien

    Aufgenommen wurden sie erst Jahrzehnte später wieder von den Nationalsozialisten.

    1938 erfolgte der Anschluss Österreichs an Deutschland, Wien wurde zu Propagandazwecken mit ein wenig Schummeln zur „flächenmäßig größten Stadt des Dritten Reiches“. Durch Einverleibung umliegender Gebiete erhielt Wien vier zusätzliche Bezirke, der Großteil davon wurde nach Kriegsende wieder rückgängig gemacht und Niederösterreich übertragen.

    Hitler hatte große Pläne für das Deutsche Reich, besonders für Berlin, seine zukünftige Welthauptstadt „Germania“. Alles sollte größer, besser sein als jemals zuvor – so natürlich auch die U-Bahn. Auch für Wien wurde erneut eine U-Bahn geplant. Wieder kam es jedoch über Probebohrungen nicht hinaus.

    Hitler hatte große Pläne für Berlin*

    Schritt für Schritt, Zug um Zug

    Nach Kriegsende sorgte die U-Bahn für Konflikte zwischen den Parteien. Erst, als München in den 60er Jahren mit dem Bau einer U-Bahn begann, beugten sich alle dem Konkurrenzdruck aus Deutschland. München eröffnete den ersten Streckenabschnitt im Oktober 1971, rechtzeitig zum Beginn der Olympischen Sommerspiele 1972. In Wien dauerte es bis zur offiziellen Eröffnung der U1 noch bis 1978. Die Type U, auch als „Silberpfeil“ bekannt, bezeichnet die erste Generation der Wiener U-Bahn-Fahrzeuge.

    Schlag auf Schlag wurden 1980 die U2, 1989 die U6 und 1991 die U3 eröffnet. Dieses Grundnetz wurde seither laufend erweitert und umfasst heute 78,5 Strecken-Kilometer und 104 Stationen. Grund für die ungeordnete Nummerierung ist, dass die Pläne für die U-Bahnen schon seit Langem bestehen, die Umsetzung der Bauvorhaben jedoch erst im Laufe der Zeit realisiert werden konnte. So verhält es sich auch mit der U5. Ursprünglich hätte sie von Hernals über den Schottenring bis zum Stadion führen sollen – den Abschnitt Schottenring-Stadion übernimmt seit 2008 jedoch die U2. Oft konzipiert, nie ausgearbeitet, hat wohl keiner mehr so recht an den Bau dieser Linie geglaubt.

    Ende in Sicht

    Nun soll sie aber tatsächlich gebaut werden und als erste fahrerlose U-Bahn Wiens die Strecke der U5 vom Elterleinplatz bis zum Karlsplatz fahren und ab der Station Rathaus den Weg der Linie U2 übernehmen. Zeitgleich wird die U2 vom Rathaus bis zum Wienerberg verlängert. Mit 37 Metern Tiefe zwischen der Neubaugasse und der Pilgramgasse ist diese dann die tiefste U-Bahn Wiens – zur Zeit ist das noch die Station Altes Landgut mit 31 Metern.

    (Übrigens: Am Matzleinsdorfer Platz haben die Wiener Linien letztens die nötige Tiefe erreicht.)

    Hier entsteht die tiefste U-Bahn-Strecke Wiens (Credit: Peter Weihs/eguana)

    *****

    Wir beenden unseren heutigen Blogbeitrag also mit einem topografischen, keinesfalls aber persönlichem Tiefpunkt. Dieses war der erste Streich, und der zweite folgt sogleich: Auf der nächsten Station unserer Reise widmen wir uns der Frage, wie man denn den Bau einer U-Bahn tatsächlich angeht und welche Hindernisse und Methoden es gibt.

     

     

    *Credit: KaterBegemot/Wikimedia Commons

  • Die Sendung mit dem Leguan: Evolution des Tiefbaus

    Die Sendung mit dem Leguan: Evolution des Tiefbaus

    Bei unseren Blogbeiträgen fühlt er sich ein bisschen an „Die Sendung mit der Maus“ erinnert, schwelgt Jan Onne Backhaus im Gespräch mit eguana in Kindheitserinnerungen. Um den Ansprüchen an einfach aufbereitete wissenschaftliche Information gerecht zu werden, haben wir uns für unseren aktuellen Beitrag mit dem Diplombauingenieur über evolutionäre Algorithmen unterhalten – und zwar so, dass es von der Genetikerin über den Informatiker bis hin zum Volksschulkind alle verstehen.

    In ihren Sachgeschichten erklärt die kleine orangfarbene Maus ganz einfach komplizierte Themen (Credit: pixabay)

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    Als die Herzkönigin zur kleinen Alice sagte „Hierzulande musst du so schnell rennen, wie du kannst, wenn du am gleichen Fleck bleiben willst“, dachte sie bestimmt nicht an Evolution, Autor Lewis Caroll aber schon. Biologe Leigh Van Valen hat letztlich aus der Aussage 1973 eine evolutionsbiologische Theorie geschaffen, nach der sich Organismen in einem ständigen „Wettrüsten“ miteinander befinden. Auch für die Baubranche ist es an der Zeit, mit der Zeit zu gehen, dachte sich Onne und entwickelte kurzerhand einen Algorithmus, der effizientere Abläufe und genauere Prognosen für den Baubereich erstellt.

    Evolution ist ja eigentlich ganz einfach erklärt eine Weiterentwicklung, also wenn sich Merkmale einer Population im Laufe von Generationen verändern und diese durch Selektion, Rekombination und Mutation im Optimalfall immer besser werden. Das Prinzip wird dabei meistens im biologischen Sinne verstanden, lässt sich aber auch auf andere Bereiche anwenden, beispielsweise eben die Baustelle. „Bei evolutionären Algorithmen geht es darum, ein Problem auf die Art und Weise zu lösen, wie es auch die Evolution tut“, erklärt Onne anhand eines leicht verständlichen Beispiels: „Angenommen, man würde als Hundezüchter Hunde mit ganz besonders langen Beinen züchten wollen. Dann würde man sich aus den Hunden, die man hat, jene aussuchen, die bereits sehr lange Beine haben und diese miteinander kreuzen. Aus den Welpen dieser Elterngeneration würde man im nächsten Schritt dann wieder jene Individuen auswählen, die die längsten Beine haben und diese wieder miteinander Kreuzen.“

    Am Ende des Züchtungsprozesses stehen dann lauter langbeinige Vierbeiner. (Credit: pixabay)

    „Das Verfahren nähert sich der optimalen Lösung mit zunehmender Anzahl an Iterationen an. Hierbei ist es wichtig zu verstehen, dass wir am Ende in der Regel zwar sehr gute Lösungen erhalten, optimale Lösungen im mathematischen Sinn sind es oft jedoch nicht. Das müssen sie im Bauingenieurwesen aber häufig auch nicht sein. Es reicht meist, wenn sie nahezu optimal sind“, betont Onne.

    Spiel, Satz, Sieg

    Eine Technik, die im Baubetrieb immer wieder zum Einsatz kommt, ist die sogenannte Monte-Carlo-Simulation, benannt nach den berüchtigten Casinos von Monaco. Die Methode wurde in den 40er Jahren von Wissenschafter Stanislaw Ulam entwickelt, dem der Gedanke dazu kam, als er eine Runde Solitaires spielte und sich fragte, wie hoch die Chancen eines erfolgreichen Canfield-Solitaire (ein Casino-Spiel mit sehr geringen Gewinnchancen) mit 52 Karten waren. „Nachdem ich viel Zeit damit verbracht hatte, sie durch reine kombinatorische Berechnungen abzuschätzen, fragte ich mich, ob eine praktischere Methode als „abstraktes Denken“ nicht darin bestehen könnte, sie hundertmal darzustellen und einfach die Anzahl der erfolgreichen Spiele zu beobachten und zu zählen. Dies war bereits mit Beginn der neuen Ära der schnellen Computer vorstellbar“, wird Ulam in „Stan Ulam, John von Neumann, and the Monte Carlo method“ zitiert (Eckhardt, Roger (1987)).

    Credit: TanteTati/pixabay
    Was sind die Chancen eines erfolgreichen Canfield-Solitarie-Spiels? (Credit: TanteTati/pixabay)

    Die Technik löst Probleme, die analytisch gar nicht oder nur mit sehr großem Zeitaufwand zu lösen wären, mit einer großen Anzahl an Zufallsexperimenten. „Angenommen wir haben eine Baustelle“, bringt Onne erneut ein Beispiel. „Dann werden auf dieser Baustelle sehr viele unterschiedliche Tätigkeiten ausgeführt. Diese Tätigkeiten oder Prozesse dauern aber nicht immer gleich lang. Manchmal regnet es und es dauert länger, ein andermal ist das Team sehr motiviert und der Bauprozess verkürzt sich. Die Prozesse weisen häufig eine große Abhängigkeit untereinander auf. So kann das Dach einer Halle beispielsweise erst dann gebaut werden, wenn die Wände bereits stehen. Das macht es sehr schwierig, die mittlere zu erwartende Gesamtbaudauer abzuschätzen, auch wenn einem die stochastische Verteilung der Einzelprozesse bekannt ist. Hier kommt die Monte-Carlo Simulation ins Spiel. Im Rahmen der Simulation berechnen wir sehr viele Gesamtbauzeiten, wobei wir in jedem Durchlauf die zufällige Dauer jedes Einzelprozesses neu aus einer Menge möglicher Prozesszeiten ziehen. Das Ergebnis sind dann sehr viele, theoretisch mögliche Gesamtbauzeiten. Bei der Monte-Carlo Simulation gehen wir davon aus, dass sich solche Gesamtbauzeiten, die wir sehr häufig berechnet haben, auch mit erhöhter Wahrscheinlichkeit realisieren. Um die voraussichtliche, mittlere Gesamtbauzeit zu berechnen, müssen wir also nur noch den Mittelwert der berechneten Lösungen errechnen.“

    Von der Theorie in die Praxis

    Die theoretische Überlegung in der Praxis zu erproben, sei aber gar nicht so leicht, so Onne. Für die Simulation müssen Eingangsdaten erhoben und digitalisiert werden. „Es ist also notwendig, diese entweder selbst zu erheben oder jemanden zu finden, der dies bereits tut – und auch bereit ist, seine Daten zu teilen. In meinem ganz konkreten Fall hatte ich das Glück, auf einer Konferenz einem Projektleiter der Renesco GmbH, Sewerin Sabew, über den Weg zu laufen. Dieser hat mir von seinem Injektionsprojekt im Tunnel Feuerbach und der Zusammenarbeit mit eguana erzählt.“

    Onne überprüft die Erhebung und Digitalisierung der Daten (Credit: Onne Backhaus)

    Im Rahmen des Bauprojektes Stuttgart 21 führt ein zweiröhriger Tunnel von Stuttgarts Hauptbahnhof zum Bahnhof Feuerbach. Der Tunnel liegt bereichsweise im anhydritführenden Gebirge, was mehrere tausende Abdichtungsinjektionen notwendig machte, um Wasserzutritte zu verhindern (wer mehr über die Abdichtungsmaßnahmen und den Tunnel Feuerbach wissen will liest am besten unseren Blogbeitrag Abdichtung im Tunnelbau: Wasser (ab-)marsch!. Von jeder dieser Injektionen sammelte eguana die Prozessparameter wie Durchfluss und Druck über SCALES und leitete automatisch entsprechende Herstell- und Nebenprozesse ab. Gemeinsam mit diversen Metadaten wurden diese Onne tagesaktuell in einem entsprechenden Format in einer eigenen Cloud zur Verfügung gestellt. „Insgesamt wurde sekundengenau dokumentiert, was jede Pumpe zu jeder Sekunde des Projektes gemacht hat.“ Onne war sofort klar, dass hier ein wahrer Datenschatz geborgen wurde, und machte sich daran, das Potenzial der digitalisierten Daten zu nutzen.

    „Ich habe zunächst ein Modell programmiert, das in der Lage ist, die Bauzeiten und Baukosten der über 300.000 Injektionen vorherzusagen. Das Modell arbeitet mit statistischen Verteilungen für die Dauer der Einzelprozesse (Injizieren, Versetzen der Pumpen, etc.) und berücksichtigt auch Wartungszyklen oder Ausfallzeiten, zum Beispiel auf Grund von technischen Problemen.“ Eine erweiterte Version des Modells geht sogar auf die Geometrie des zweiröhrigen Tunnels ein – beispielsweise könnten sich die Injektionseinheiten in der Enge des Tunnels in die Quere kommen.

    Genauer als der Bauzeitplan

    Onnes Modell wurde anschließend mit den realen Baustellendaten vergleichen, um festzustellen, ob die Vorhersage korrekt war und das Modell die richtigen Ergebnisse geliefert hat. „Für die Bauleiter war das total spannend“, freut sich Onne über den Anklang, den seine Arbeit fand. „Die haben die Daten bis dahin vor allem verwendet, um die vielen tausend Bohrungen zu dokumentieren, deren Qualität sicherzustellen und den Baufortschritt grob in die Zukunft zu extrapolieren.“ Aussagen über die Zukunft zu formulieren („Mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent sind wir am Tag x fertig und das kostet uns dann y Euro“) war bisher noch nicht möglich.

    „Nachdem das Model gute Ergebnisse geliefert hat, ging es mit dem Optimieren los. Eine große Frage war, was denn die optimale Anzahl an Maschinen und deren optimaler Einsatzzeitraum mit Blick auf die Gesamtbauzeit und die Baukosten wäre. An dieser Stelle kamen der evolutionäre Algorithmus und die Monte-Carlo Simulation ins Spiel.“ Mit seinem Modell konnte Onne zeigen, dass die Anzahl der Maschinen zwar gut gewählt war, es in den Millionen versteckten Parameterkombinationen aber dennoch einige gab, „die das Projektergebnis noch weiter verbessert hätten. Diese Lösungen ohne Simulation zu finden, wäre so gut wie unmöglich gewesen.“

    Für die Baustelle Feuerbach war maschinentechnisch der Zug schon abgefahren. Aber der Erkenntnisgewinn, was aus Datenschätzen alles geborgen werden kann und was flexiblere Modelle in Kalkulation und Bauvertrag ermöglichen, kann für künftige Projekte ein Zugewinn sein.

    *****

    Unser Dank für den heutigen Blogbeitrag gilt einerseits Jan Onne Backhaus für seine Expertise und seine Fähigkeit, komplizierteste Vorgänge in einfache Worte zu fassen – andererseits geht unser Dank auch an Ella, seine kurzbeinige Hundedame, die uns die Suche nach anschaulichen Beispielen tierisch einfach gemacht hat!

    Über Jan Onne Backhaus:

    Der gebürtige Hannoveraner liebt den Kulturschock – vielleicht ein Grund, weshalb er 2004 ein Auslandssemester in Wien verbrachte? Seinen Horizont erweitert der Diplombauingenieur, MBA und Doktorand der Technischen Universität Hamburg aber nicht nur in geografischer Hinsicht, sondern auch in kultureller, weshalb er in seiner Freizeit gerne Spanischkurse besucht, meditiert oder Preise bei den International Toastmasters abräumt (was zugegeben nichts mit gerösteten Weißbrotscheiben zu tun hat, sondern der Name einer NPO zur Förderung der Kunst des öffentlichen Redens ist).

    Seit kurzem optimiert er als Senior Consultant bei Drees und Sommer Baustellen mit Lean Construction – ein weiteres seiner Herzensthemen.

    Credit: Henrike Keßler

    Über Ella:

    Wenn sie es sich nicht gerade auf dem Sofa gemütlich macht, verbringt sie ihre Freizeit am liebsten in der Natur. Bagger zählen zu ihren größten Leidenschaften.

    Credit: Jan Onne Backhaus

     

  • Phishers Phritz phischt phrische Phische

    Phishers Phritz phischt phrische Phische

    Vor ein paar Wochen haben wir eine sehr ungewöhnliche Anfrage per Mail erhalten – nämlich ob es möglich ist, Gastbeiträge für unseren Blog zu schreiben. An sich nicht abwegig – aber wenn der Aussender Küchenutensilien vertreibt und sich auf unseren Blogbeitrag zum Thema Injektionsmittel mit dem englischen Titel „patty-cake, patty-cake, patty-cake“  bezieht („truly amazing!“), dann macht uns das doch ein wenig stutzig.

    Wir hüllten uns in Schweigen – bis ein paar Wochen später das nächste Mail folgte:

    Nun stellte sich uns die Frage: Was passiert, wenn wir antworten? Was, wenn es sich gar nicht um ein phishing-Mail sondern um eine reale Anfrage handelt? Sollten wir dann nicht zumindest so höflich sein, Alamin über seinen Irrtum aufzuklären? Deshalb widmen wir unseren heutigen Blogbeitrag phishing-Mails und wie man am besten mit ihnen umgeht.

    *****

    Der Begriff phishing stammt (wie könnte es anders sein) aus dem Englischen und ist eine Kombination aus den Worten für „angeln“ (fishing) und „Passwort sammeln“ (password harvesting) – weil nämlich phishing-Mails das Ziel verfolgen, dem Empfänger persönliche Daten (im Optimalfall eben gleich Passwörter) zu entlocken.

    Das Ganze gibt es aber natürlich nicht nur in Form von Mails, sondern auch von Webseiten, Kurznachrichten oder ganz retro in Form von Briefen.

    Wir haben euch eine Liste unserer lustigsten phishing-Versuche zusammengestellt:

    1.) No kangaroos in Australasia!

    Ein Brief an meinen Opa von der „Bank von Ost Australasien“ über einen Gewinn von 100 Millionen Dollar. Noch lustiger als der Name des Landes war dabei der Hinweis, dass die Namen der Mitarbeiter aus Datenschutz-Gründen geändert wurden. Seems legit.

    2.) God save the Queen Duchess!

    Als ich dieses Mail eines schönen Morgens in meinem Posteingang fand, war meine Freude groß – wie oft hat man schon die Möglichkeit, Herzogin Kate (vormals Middleton) aus einer Notsituation zu befreien? Meine Freundin Annemarie ist vor Neid erblasst – sie ist ein großer Fan der Royals.

    3.) Mr. & Mrs. Jeffry

    Oh Agent Jeffrey! Bitte verzeihen Sie vielmals, dass ich Ihrem ersten Spam-Mail nicht unverzüglich nachgekommen bin!

    4.) Ich gewonnen! Ich sehr glücklich!

    5.) How lovely

    Liebe Kateryna Lovely, irgendwie glaube ich nicht, dass wir die gleichen Hobbies haben, und ein Mann bin ich auch nicht. Aber ich wünsche dir viel Erfolg auf deiner Suche nach einem Partner.

    6.) 500.000 Dollar Spende 

    Die E-Mail-Adresse wirkt sehr glaubwürdig.

    7.) Jackpot!

    Die einzige Frage ist: Wieso hat es so lange gedauert, mich zu kontaktieren, Sheryll??

    *****

    Wir haben unsere Experten gefragt, was man also mit solchen und ähnlichen Anfragen machen soll.

    Frage: Ich bekomme ein Mail, das eindeutig phishing ist – was mache ich damit? Ist der Schaden vielleicht schon angerichtet, sobald ich es geöffnet habe?
    Antwort: Solange du keine Attachments öffnest, solltest du relativ sicher sein. Dafür darfst du aber natürlich auch keine PDFs oder Word Dokumente etc. öffnen. Wenn nur steht „Ihre Rechnung“ o.ä. und weiter keine Details angegeben sind und nur ein Attachment, ist der Fall ziemlich klar.

    Frage: Ich bekomme ein Mail, das zwar etwas dubios wirkt, aber auch echt sein könnte – ist es gefährlich, darauf zu antworten?
    Antwort: Im Zweifelsfall eher nicht antworten. Obwohl man sich natürlich auch einen Spaß daraus machen kann. Dazu gibt es einige Youtube-Videos. Es ist also eher nicht gefährlich, sondern Zeitverschwendung.

    Frage: Wie kann ich sicherstellen, ob es sich um ein phishing-Mail handelt?
    Antwort:

    a) Schlechte Grammatik
    b) Falscher (gefälschter) Absender – unbedingt im Mailheader überprüfen! Da steht zum Beispiel „Paypal Support <dsfsds@paypal.helpdesk.cn>“, aber dein freundlicher MUA (mail user agent) zeigt Dir nur „Paypal Support“ an, was ja eigentlich recht offiziell klingt
    c) Attachments
    d) Keine persönliche Anrede, stattdessen „Dear Friend“, „Sehr geehrter Nutzer“, ….
    e) Dringender Handlungsbedarf: „Allen, die mir in der nächsten Stunde einen Betrag in Bitcoin schicken, werde ich ihn verdoppeln“ (Das war damals tatsächlich ein Twitter-Hack der Accounts von Warren Buffet, Bill Gates und Elon Musk)

    Frage: Was sollte ich auf keinen Fall machen (mal abgesehen davon, meine Kontodaten herzugeben)?
    Antwort: Persönliche Daten hergeben und/oder Attachments öffnen

    Frage: Was erhoffen sich die Aussender davon?
    Antwort: Aussender erhoffen sich dadurch entweder Geld oder Zugang zu einem Rechner, um ein Bot-Netzwerk zu betreiben. Ein Bot-Netzwerk (also ein Netzwerk auf mehreren Rechnern) kann dann folgendermaßen genutzt werden:

    • *) um weitere Phishing- oder Spam-Mails zu versenden, um das Netzwerk zu vergrößern
    • *) um die Rechenleistung meines Rechners nutzen, um für sich selbst Bitcoin Mining zu betreiben
    • *) um Denial of Service-Angriffe durchzuführen, bei denen mehrere 1000e Rechner das Ziel angreifen und somit die normale Funktion lahmlegen. Durch die vielen Quellen lässt sich der Angriff kaum blockieren.


    Frage: Soll man solche Mails irgendwo/irgendwie melden?
    Antwort: Kann man, zum Beispiel hier: https://www.watchlist-internet.at. Bringt aber vermutlich nicht viel.

    *****

    Wir hoffen, mit unserem Blogbeitrag ein wenig Licht ins phishing-Dunkel gebracht und auch ein wenig unterhalten zu haben!

    *****

    PS: Das Gespräch auf unserem Titelbild hat übrigens tatsächlich genau so stattgefunden.

    PPS: Alamin hat auf unsere Nachfrage, worüber er denn gerne einen Gastbeitrag schreiben würde, nicht geantwortet.

  • Gaußer Rand und Band – wir haben Grund zum Feiern!

    Gaußer Rand und Band – wir haben Grund zum Feiern!

    Nachdem wir Geburtstage aktuell ohnehin nur virtuell feiern können, gehen wir einen Schritt weiter und reisen durch Raum und Zeit, um unserem heutigen Geburtstagskind gratulieren zu können. Wer das wohl ist? Dreimal dürft ihr raten ….

    Zugegeben, Charles Darwin wäre ein exzellenter Tipp gewesen – den feiern wir aber erst nächsten Februar (bis dahin können wir hoffentlich tatsächlich miteinander anstoßen).

    Nein, unser heutiges Geburtstagskind ist Carl Friedrich Gauß, der in der Realität zwar „nur“ 77 Jahre alt wurde, theoretisch aber heute seinen 243. Geburtstag feiern könnte.

    Bei Darwin wäre den meisten Menschen klar, wieso ihnen der Name bekannt vorkommt. Bei Gauß ist die Sache vermutlich nicht ganz so eindeutig. In erster Linie erinnert man sich an ihn selbstverständlich aufgrund unseres wunderbaren Beitrags an dieser Stelle vor inzwischen zwei Jahren 😉 Und wer in der Schule besonders aufmerksam war, dem fällt vielleicht auch noch der „kleine Gauß“ ein und wozu er gut ist. Wir sind uns natürlich absolut sicher, dass jetzt jeder Leser ad hoc ein Beispiel für den kleinen Gauß vorrechnen könnte – aber wir schreiben einfach gerne. Also:

    Credit: pixabay
    Der Herr Professor wollte vielleicht einfach ein bisschen Ruhe, um ein spannendes Buch zu lesen …

    Es war einmal …

    … ein Mathematiklehrer, der vermutlich ziemlich viel administrativen Kram zu erledigen hatte und einfach einmal etwas Ruhe wollte. Also gab er seiner Klasse eine zeitaufwendige Aufgabe, nämlich sämtliche Zahlen von 1 bis 100 zu summieren (aufgepasst, ihr Eltern im Distance Learning!). Groß war das Erstaunen, als der kleine Gauß schon nach wenigen Minuten fertig war – und noch dazu mit korrektem Ergebnis.

    Daraus ergeben sich eine Reihe von Fragen – und alle beginnen sie mit „Warum?“

    „Warum war das möglich?“

    Das ist schnell erklärt – der kleine Gauß war ein schlauer Kopf. Anstatt einzeln alle Zahlen im Sinne von 1+2+3+4+5 … zu addieren, fand er einen Weg, um mit einer simplen Formel sämtliche Zahlen innerhalb eines definierten Spektrums zu addieren.

    pixabay
    Warum langiwerig addieren, wenn es auch schneller geht?

    Wie diese Formel lautet, verraten wir an dieser Stelle noch nicht – es soll zunächst jeder und jede die Möglichkeit haben, drüber nachzudenken und das Problem vielleicht selbst zu lösen. Aber *Spoiler Alarm* am Ende des Beitrags kommt die Formel – wer also erst noch selbst ein bisschen Gehirnakrobatik betreiben will, bitte nicht zu weit lesen!

    „Warum hat er das gemacht?“

    Darüber können wir eigentlich nur spekulieren – aber das machen wir ganz ungeniert einfach mal und unterstellen dem späteren Mathematiker: Die herkömmliche Lösung war ihm zu langweilig, also hat er sich eine bessere überlegt – weil es viel mehr Spaß macht und schneller geht. Das fand der kleine Gauß, und das finden wir bei eguana auch.

    „Warum schreiben wir darüber?“

    Eine Reihe von Gründen hat diesen Beitrag ausgelöst:

    • Weil er Geburtstag hat (und wir grundsätzlich gerne feiern und besonders in Zeiten wie diesen jeden Anlass dazu nutzen)
    • Weil es mal wieder Distance Learning gibt und es an der Zeit ist, die „nächste Generation eguanas“ mit dem kleinen Gauß vertraut zu machen. (der Moment, wenn du vor der 1.-Klasse-Matheaufgabe deines Kindes sitzt und dir denkst: Wie geht das????)
    • Gauß begleitet uns regelmäßig in unserer Arbeit.

    Einerseits, weil wir ihn (immer noch) in Bewerbungsgesprächen gerne zu Rate ziehen, um das mathematische Verständnis unserer Kandidaten zu prüfen.

    Andererseits, weil er einige ganz grundsätzliche Einstellungen zur Arbeit symbolisiert, die für uns wahnsinnig wichtig sind. Nämlich:

    1. Keep it simple!
      Warum lange in einer Schlaufe Zahlen addieren, wenn sich mit einer einfachen Formel das gleiche Ergebnis erheblich schneller und unkomplizierter ableiten lässt?
    2. Think out of the box!
      Nur weil man etwas schon immer so gemacht hat, muss das nicht automatisch der beste Weg sein. Wir bei eguana denken gerne kreativ und (er-)finden Lösungen, an die vorher noch niemand gedacht hat. Wir sind nicht einfach nur Softwareentwickler, die einen vorgefertigten Code aus dem Internet kopieren. Wir sind Experten im Baubereich und machen das, was unsere Kunden brauchen, und zwar exakt an ihre Wünsche und Bedürfnisse angepasst.
    3. Arbeit muss Freude machen!
      Klar, manchmal sind auch monotone, sinnfreie Aufgaben angenehm, um den Kopf frei zu bekommen und sich neu zu fokussieren. Aber wir stellen hier mal die mutige Behauptung auf, dass es nicht sonderlich viel Spaß macht, eine Zahl nach der anderen zu addieren. So wie sonst auch monotone, repetitive Aufgaben nicht maßgeblich zur Freude an der Arbeit beitragen.

    Und da halten wir es auch gerne wie Carl Friedrich Gauß und sorgen dafür, dass Arbeit Freude macht. Uns. Unseren Kunden. Aber auch unseren Freunden, Familien und allen anderen, die in unserem Leben wichtig sind – denn wenn wir entspannt und gut gelaunt nach Hause kommen (= den Laptop zuklappen …), haben alle was davon.

    „Warum – warum??“

    Dieses Warum ist ziemlich vielfältig anwendbar. Warum gibt es eguana? Warum machen wir, was wir machen? Warum ist unser Team so toll? Die Antwort ist eigentlich immer dieselbe. Aber beginnen wir am Anfang:

    Warum gibt es eguana?

    „Das Ergebnis habe ich schon, jetzt brauche ich nur noch den Weg, der zu ihm führt“, hat Gauß einmal gesagt. Auch unsere Gründer wussten bereits, was das Ergebnis ihrer Anstrengungen werden sollte: Sie wollten eine Arbeit machen, die ihnen wirklich Freude bereitet; die Sinn macht; wo sie jeden Tag gerne hingehen.

     Was blieb, war die Frage nach dem Weg dorthin. Also haben sie kurzerhand ein Unternehmen gegründet, dass all diesen Anforderungen gerecht wird. Ihre Rechnung ging auf: Seit der Gründung vor sechs Jahren wird bei uns Arbeit mit Sinn und Freude kombiniert (klingt nach einem abgedroschenen Satz der Marketing-Abteilung, trifft aber tatsächlich zu hundert Prozent zu).

    Warum tun wir, was wir tun?

    Und was wäre ein besserer Unternehmensgegenstand für ein solches Unternehmen, als auch die Arbeit anderer einfacher zu gestalten, so dass sie mehr Freude macht?

    Ganz ehrlich, der Status Quo, was das Datenmanagement auf Baustellen angeht, ist (Achtung! Wortwitz!) unterirdisch. Wir wollen einfach nicht länger anderen tatenlos dabei zusehen, wie sie langweilige, langwierige Aufgaben abarbeiten, die sich mit dem passenden System fast von alleine erledigen.

    Statt also bergeweise Injektionsprotokolle auf Fehlerquellen durchzusehen …
    … lassen sich mit eguana SCALES tausende Injektionsstellen in einer Grafik visualisieren …
    … und Problemstellen sofort identifizieren!

    Anderen die Arbeit leichter machen, das tun wir ganz im gauß‘schen Sinn, indem wir aus vielen mühsamen Arbeitsschritten eine Formel ableiten, die mit wenig Aufwand ein elegantes Ergebnis liefert.
    Erfreulich für uns, weil es schön ist, sinnvolle Dinge zu entwickeln.
    Erfreulich für unsere User, weil es im Baubetrieb erheblich begehrtere Tätigkeiten gibt als die Durchsicht von y-t Diagrammen.

    Mehr Freude für alle!

    Warum ist unser Team so toll?

    Ohne Angeben zu wollen: Meine Kollegen sind großartig. Jeder und jede einzelne.

    Warum das so ist? Weil Talente zu uns kommen, um eine Arbeit zu machen, die Freude macht. Die Sinn ergibt. Die genügend Freiraum für eigene Ideen und vor allem auch ein erfülltes Privatleben lässt.

    Wer die Freude an der Arbeit mit uns teilen möchte, bewirbt sich am besten! Wir haben immer ein offenes Ohr, auch wenn es gerade keine passende offene Stelle gibt 😉 Und zur Vorbereitung auf unsere liebste Frage im Bewerbungsgespräch gibt es an dieser Stelle auch die Auflösung für unser anfänglich gestelltes Rätsel: Mit welcher Formel gelang es Gauß, ohne langwieriges Addieren alle Zahlen von 1 bis 100 zusammenzuzählen?

    *****

    Das Ergebnis habe ich schon, jetzt brauche ich nur noch den Weg, der zu ihm führt.
    (Carl Friedrich Gauß)

  • Bernstein, Bunker und Bomben – unerwartete Funde im Untergrund

    Bernstein, Bunker und Bomben – unerwartete Funde im Untergrund

    Das Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde? ‚Unglückliche Pferde liegen unter der Erde‘ müsste es wohl eher heißen. Eines dieser Pferde wurde in seiner letzten Ruhe gestört und von Hendrike Gramatke an die Oberfläche geholt. eguana hat bei der Bauleiterin der Stump-Franki Spezialtiefbau GmbH nachgefragt, was sich sonst noch so im Berliner Untergrund verbirgt – und warum sie trotz der bewussten Entscheidung zur Arbeit in einer Männerdomäne nicht an schönen Schmucksteinen vorbeikommt.

    *****

    Hendrike arbeitet zurzeit in Berlin im Injektionsteam mit Düsenstrahlverfahren, kurz DSV oder HDI (Hochdruckinjektion). Bei diesem Verfahren wird mit sehr hohem Druck von rund 350 bar eine Wasser-Zement-Suspension in den Boden gepumpt. „Zur Vorstellung: 1bar sind 10m Wassersäule, 1bar entspricht also dem Druck von 10m tiefem Tauchen“, erklärt Hendrike. „Die Suspension wird mit einem sich rotierenden Gestänge, mit einer oder mehreren Düsen an der Seite, in den Boden injiziert“, während die Injektage langsam in die Höhe gedrückt wird, „wodurch im Regelfall ein zylinderartiger Körper entsteht.“ Dadurch werden Fundamente verstärkt und/oder der Wasserzustrom begrenzt. Wenn man viele Säulen mit Überschnitt aneinanderreiht, entsteht eine DSV-Sohle.

    (Credit: Gramatke)

    „Wir bohren zunächst einmal in die Tiefe, in der die Sohle beziehungsweise Säule hergestellt werden soll. Mit relativ wenig Druck wird der Weg für das Gestänge freigespült. Wenn man auf einen Widerstand trifft, merkt man nicht, ob es ein Stein oder etwas anderes ist“, so Hendrike. Besonders harte Widerstände wie Stahl bemerke man zwar, aber zwischen ähnlichem Material könne man nicht differenzieren. „Auf der Endtiefe gehen wir dann auf Druck. Da wird dann mit circa 350 bar oder mehr Suspension in den Boden gepumpt und alles an Material ausgespült, was sich im entsprechenden Bereich befindet.“

    Was ausgespült wird, ist eine unansehnliche, graue Suppe. Mahlzeit! (Credit: Gramatke)

    Ein ehemaliger Chef hat einmal zu ihr gesagt: „Ärzte und Spezialtiefbauer haben eines gemeinsam: Ihre Kunstfehler liegen unter der Erde.“ Aber auch sonst liegt so einiges unter der Erde, wie Hendrike schon mehrmals festgestellt hat.

    Knochenarbeit

    Beim Ausspülen werden nämlich unterschiedliche Sachen hochgepumpt, einige sind ihr im Gedächtnis geblieben. „Irgendwann war da mal ein Oberschenkelknochen dabei.“ So ein Rücklauf ist nicht besonders aufregend, eine graue Suppe – ein Knochen fiel allein schon wegen der Form auf (Wer kennt auch den Überraschungsmoment beim Essen in fernöstlichen Ländern, wenn einem dann die Knochen in der Suppe entgegenkommen?). Nach einer Spülung war klar – ein Oberschenkel! Diesem folgte eine Rippe, der Rippe folgte ein Beckenknochen. „Da gab es schon ein bisschen Aufregung bei uns“, erinnert sich Hendrike.

    Mitten in Berlin wird plötzlich etwas hochgespült. (Credit: Gramatke)
    Zunächst ist es nur ein Knochen … (Credit: Gramatke)
    … dann folgen Rippe und Becken… (Credit: Gramatke)
    … und schließlich der Rest des Pferdes – oder gehören die Reißzähne vielleicht doch einem Säbelzahntiger? (Credit: Gramatke)

    Dem Rippenknochen folgten Gutachter – diese wurden allerdings nicht ausgespült, sondern vom Bauherren über den Fund informiert. „Sie haben das Pferd angesehen und datiert, fanden es dann aber nicht so interessant wie wir anderen.“

    Manchmal stößt man auf Material, das sich weder durchbohren noch ausspülen lässt. Ist das Hindernis zu hart, bricht der Bohrer ab – also eigentlich genau wie beim Heimwerken in den eigenen vier Wänden. Wenn so etwas passiert, versucht man es ein Stückchen weiter erneut. Wenn das auch nicht geht, wechselt man wieder Stelle, aber einmal ging es auch hier nicht, tiefer zu bohren. „Irgendwann haben wir festgestellt, dass sich das über eine größere Fläche zieht, und haben mit einem Bagger nachgegraben.“ Zum Vorschein kam eine Platte, das Ganze entpuppte sich als Bunker. In Berlin, wo unterirdische Bunker nicht allzu ungewöhnlich sind, „kamen dann Leute von den Berliner Unterwelten vorbei.“ Der Verein befasst sich mit Erforschung und Erhaltung unterirdischer Anlagen, organisiert Touren durch Bunker, setzt sich mit Kriegsrelikten auseinander – „sie haben aber gesagt, dass wir ihn wegreißen dürfen, weil er uninteressant ist.“

    „Bei Baugruben in der Mitte von Berlin wird häufig etwas gefunden, das nicht mega gewöhnlich ist“, relativiert Hendrike. „Sprüche wie „ob das jetzt das Bernsteinzimmer ist?“ gebe es zur Genüge. Von Kollegen bekomme man regelmäßig Geschichten von spektakulären Dingen zu hören, die vor Jahren gefunden wurden.

    Verwechslungs- und Explosionsgefahr

    Neben Bunkern ist es in Berlin als ehemaligem Kriegsschauplatz zum Beispiel keine Seltenheit, auf Kampfmittel zu stoßen, erinnert sich Hendrike an die Geschichte eines Kollegen: „In Berlin muss vor allen Arbeiten im Boden eine Kampfmittelsondierung durch einen Feuerwehrmann ausgeführt werden.“ In dem speziellen Fall habe es zwar eine Sondierung gegeben, die keine Ergebnisse gebracht hatte, aber „als der Bagger der Erdaushub gemacht und die Erde auf den LKW geworfen hat, sah es sehr komisch aus“ – und entpuppte sich als Bombe. In Folge wurden Stadt und S-Bahn gesperrt und die Wahrscheinlichkeit bewertet, mit der der Sprengkörper hochgehen könnte, die Art der Bombe festgestellt, etc. „Die Bombe blieb zunächst auf dem LKW liegen und wurde durch die Gegend gefahren, zu einem Platz für alte Bomben.“

    Was bei einer vorhergehenden Sondierung von Form und Magnetbild wie ein Kampfmittel aussieht, muss nicht immer eines sein. In Hendrikes Fall haben sich potenzielle Sprengkörper nach einer vorsichtigen Freilegung bisher immer als Feuerlöscher herausgestellt. Derartige Funde hat sie bereits drei oder vier Mal erlebt. „In Berlin gibt es durch den Krieg viele Sachen, die einfach nur zugeschüttet wurden“, erklärt Hendrike. Feuerlöscher funktionierten zwar in den 40er Jahren noch mit einem anderen Löschmittel (Tetrachlorkohlenstoff wurde bis in die 50er Jahre eingesetzt, bis man herausfand, dass er Nervensystem und innere Organe schädigt – und außerdem zum Abbau der Ozonschicht beiträgt), hatten aber bereits eine sehr ähnliche Form wie heutige.

    Credit: Pixabay
    So sauber sehen Hendrikes Feuerlöscher natürlich nicht aus, das wäre ja zu einfach (Credit: Pixabay)

    Brunnen und Bernstein

    Weniger spannend sind alte Brunnen. „Sie gehen in eine bestimmte Tiefe und sorgen dafür, dass wir unsere Sohle nicht schließen können“, so Hendrike. Das sei aber mehr lästig als spektakulär. „Letztens haben wir eine alte Batterie ausgebuddelt, aber leider noch kein Diamantvorkommen. Was aber oft vorkommt und was man in Berlin nicht erwarten würde: Wir finden oft Bernstein. Der größte, der gefunden wurde, war so groß wie ein Kinderkopf.“

    Bernstein wird zwar nicht in schöner, orange-leuchtender Farbe an die Oberfläche gespült, sei aber dennoch für das geübte Auge leicht erkennbar, weiß Hendrike. Das fossile Baumharz ist immer mit Kohle verbunden, wie sie im Berliner Untergrund vorkommt. Hochgebohrte Kohle sei aufgrund der schwarzen Farbe und der faserigen Struktur nach zwei, drei Mal leicht zu identifizieren. „Da sind die Jungs dann gleich aufmerksamer.“

    Kohle im Wasser sieht unschön aus … (Credit: Gramatke)
    … zwischendrin finden sich aber immer wieder wahre Schätze. (Credit: Gramatke)
    Wer würde nicht gerne so einen Schatz finden? (Credit: Gramatke)

    Foppen oder stoppen

    Wenn Hendrike über einen möglichen Bombenfund informiert wird, ist ihre erste Frage „meistens, ob es stimmt oder ob sie mich gerade auf den Arm nehmen – das versucht ständig wer, wir haben ja auch alle Spaß bei der Arbeit.“ Danach wird abgeklärt, wo der Fund gemacht wurde und wer bereits informiert wurde, damit Hendrike die nötigen Schritte einleiten und die zuständigen Stellen informieren kann.

    Je nachdem, wie groß der Fund ist und wo er sich im Baufeld befindet, kann man entweder an anderer Stelle weiterarbeiten, oder es kommt zu einem Baustopp – bis die jeweiligen Behörden mit ihren Untersuchungen fertig sind. „Es kommt immer darauf an, wie die Behörden reagieren. Wenn der Fund auf Interesse stößt und sie Archäologen kommen lassen, um ihn zu beschauen, dann dauert es.“ Bei Vorhaben, die für den Baubeginn zunächst einmal ein Okay der Stadtpolitik benötigen, wollen meistens alle, dass es danach so schnell wie möglich gebaut und fertiggestellt werden kann. „Niemand will, dass sich das ewig hinzieht.“ Wenn nicht gearbeitet werden kann, Personal und Geräte aber weiterhin bezahlt werden müssen, könne man sich ausrechnen, wie lange man sich einen Baustopp leisten kann, so Hendrike, die gerade eine Baugrube betreut, die eine Sohle von rund 6.500 Quadratmetern vorsieht.

    Ganz schön viel Untergrund, in dem man etwas finden könnte.

    Wir drücken die Daumen, dass es doch noch das Bernsteinzimmer wird!

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    Liebe Hendrike, danke für deine Zeit und Expertise – und vor allem deine Geduld. Spannend, was bei einem Gespräch über DSV in Berlin so alles zum Vorschein kommt. Bunker, Bomben und Bernstein, damit hab ich wirklich nicht gerechnet.

    Über Hendrike Gramatke:

    Hendrike Gramatke wurde in Niedersachsen geboren, lebt aber seit Beginn ihres dualen Studiums vor mehr als zehn Jahren in Berlin. Die heute 32-jährige ist nach Abschluss ihres Studiums Bauingenieurswesen direkt zum Spezialtiefbau gekommen. Für die Arbeit in einer klassischen Männerdomäne hat sie sich damals bewusst entschieden. Ihre Liebe zu Jeans und Turnschuhen statt Röcken und High Heels macht sich bezahlt, damit würde sie auf der Baustelle wohl nicht so gut vorankommen.

    (Credit: Gramatke)
  • Zu Besuch im Labor: Ein Blick hinter die Kulissen

    Zu Besuch im Labor: Ein Blick hinter die Kulissen

    In jedem gut ausgestatteten Labor, das ist spätestens seit Rick and Morty bekannt, sollte ein Säurefass stehen. Warum wir unser persönliches Fass nicht dazu nutzen, um uns vor Feinden zu verstecken, und was wir stattdessen damit tun, erzählt uns Peter Weihs, einer unserer Experten und Hüter des Labors. Wir haben gemeinsam das Geheimnis der blauen Tonne gelüftet und inspiziert, was sonst noch auf den Regalen unseres Labors zu finden ist.

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    Es war einmal – so beginnen Märchen, und so beginnt auch die Erzählung der ominösen blauen Tonne mit dem schwarzen Deckel, die seit Ewigkeiten in unserem Labor in der Zieglergasse 3 steht. „Wir haben damit Temperaturmessketten auf ihre Dichtheit geprüft“, der Satz klingt nicht mehr märchenhaft, nicht geheimnisvoll. „Das tun wir mittlerweile nicht mehr, aber das Fass ist fester Bestandteil des Labors geworden“, fährt Peter fort. Ein Blick unter den Deckel zeigt: Das Fass dient lediglich zu Dekorationszwecken – „und ist sehr wichtig als zusätzliche Ablage!“ Abgesehen davon ist es nämlich leer.

    Wo Prototypen entstehen …

    Der banalen Auflösung um das Geheimnis des Fasses zum Trotz ist das Labor neben der Küche der beliebteste Ort im ganzen Büro – und das nicht nur wegen der Dartscheibe. Hier wird gebastelt, geklebt, geschweißt und gelötet, hier entstehen Prototypen aus Software und Hardware. Diese werden anschließend getestet und akribisch nach Fehlern abgesucht.

    Einen Teil der Prototypenfertigung macht die Herstellung von Platinen aus. Diese werden mit Hilfe einer Schablone mit Lötpaste bestrichen, dann werden die entsprechenden Bauteile aufgesetzt und anschließend in einem Infrarotofen nach einem bestimmten Temperaturprofil gebacken.

    … und Maker-Träume wahr werden

    An den Wänden stehen Arbeitstische, Regale und Metallschränke, zwischen Werkzeugen und Schutzkleidung bleibt der Blick an Apparaturen stehen, die zu einem Großteil an überdimensionale Mikrowellen mit zu vielen Knöpfen erinnern. „Schaltnetzteil, Frequenzgenerator, Multimeter und Oszilloskop, diese vier Dinge sind die Basic-Ausrüstung, die man in der Makerszene so besitzt“, deutet Peter.

    Frequenzgenerator oder Mikrowelle?
    Oszilloskop oder Mikrowelle?
    Mikrowelle oder Mikrowelle?
    Zugegeben, das hier sieht aus wie ein Netzteil

    Was zum vollendeten Maker-Glück noch fehlt ist ein 3D-Drucker. „Mit seiner Hauptaufgabe (Gehäuse für unsere Prototypen zu drucken) ist er derzeit zwar zeitlich gut ausgelastet, aber technisch noch ziemlich unterfordert, da gibt es noch Potenzial nach oben.“ Das Schachspiel, das Florian, der Leiter unseres Entwicklerteams, gedruckt hat, zeigt seine Fähigkeiten in puncto Komplexität schon eher. „Und er kann Pisctachio-Green drucken, fast die Lieblingsfarbe aller!“, freut sich Peter.

    Er druckt aber auch in Peters persönlicher Lieblingsfarbe, gelb – beispielsweise Schachfiguren.

    Neben einer Lötstation steht etwas, das aussieht wie eine Mischung aus überdimensionaler Spritze und Mikrofon. „Die Lötstation ist gang und gebe, das hat man recht oft, aber die Heißluftstation ist schon eher ausgefallen, die findet man nicht immer vor. Damit werden Fehler ausgemerzt, die man am Anfang nicht bemerkt hat, die muss man ganz am Schluss damit ausbessern. Bei Prototypen kann immer etwas schiefgehen.“

    Einen ganz genauen, prüfenden Blick ermöglicht auch unser neues Mikroskop.

    Das ganz normale Chaos – Thermodynamik lässt grüßen

    Peters besonderer Favorit ist der Infrarotofen, mit dem Platinen bestückt und in der kalten Jahreszeit auch Maroni gebraten werden. Jede Woche verbringt der Elektrotechniker mehrere Stunden im Labor, besonders jetzt, während sich immer zumindest eine Hälfte der Belegschaft im Homeoffice befindet. „Ich bin der verlängerte Arm jener, die deswegen nicht im Labor sein können. Die Pandemie stellt uns manchmal vor Herausforderungen: Wir müssen Versuche aus der Ferne mitverfolgen und Fehler so diagnostizieren“, vergleicht Peter die Arbeit damit, vom Büro aus den Wasserkocher bei ihm zuhause zum Funktionieren zu bringen.

    Platinenbestücker und Maronibrater in einem

    „Im Labor liegen die Grenzen von Spaß und Arbeit oft sehr nah beieinander, weil es mir sehr gefällt, mich durchzustöbern. Hier ist viel Zeug versteckt“, kommentiert er die liebevolle Unordnung, in die er gerne Ordnung bringen würde. „Entropie, also das Maß für die Unordnung der Dinge, ist bei uns lokal gesehen sehr hoch. Die Thermodynamik lässt grüßen – sogar wenn es darum geht, das Labor aufzuräumen.“

    Zur vollkommenen Zufriedenheit fehlt ihm eigentlich nur noch ein Pater Noster. Aber nicht vom Erdgeschoss ins Büro, sondern in Form eines Regals. Damit ließe sich vielleicht sogar so etwas wie Ordnung in das Chaos bringen. „Ich würde gern viel mehr Zeit hier verbringen, es ist immer zu wenig“, betont Peter.

    Angst vor dem, was man nicht sehen kann

    Dabei ist die Arbeit im Labor nicht ungefährlich. Ein Fass mit Säure gibt es zwar nicht, dafür besteht die Gefahr eines Stromschlags, wenn man sich nicht an die Sicherheitsregeln hält. Aus „Angst vor dem, was man nicht sehen kann“, achtet Peter deshalb immer besonders genau darauf, die Sicherheitsregeln zu beachten, spezielle Schutzausrüstung zu tragen und beispielsweise den Schutzleiter immer als erstes an- und als letztes abzustecken. So fließt Strom im Falle eines Fehlers über das Gehäuse und nicht über ihn ab. „Aber wie Florian immer sagt: Mut kann man nicht kaufen.“

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    eguana: Peter, was fehlt dir noch zu deinem persönlichen Labor-Glück?

    Was mir noch fehlt ist ein Pater Noster – aber nicht vom Erdgeschoss ins Büro, sondern in Form eines Regals. Jeder kriegt ein Gummibärchensackerl, wenn er weiß, was ein Pater Noster Lager ist.

    Der zehnte März hat einiges an kuriosen Feiertagen zu bieten. Welches Fest wirst du begehen? Den Super Mario Tag? Den IDOA – den internationalen day of awesomeness? Oder hältst du es mit den Schotten und feierst einerseits den Tag der Röcke sowie den internationalen Dudelsack-Tag?

    Ich wusste zwar, dass es die Religion Dudeismus (The Church of the Latter-Day Dude) gibt, aber nicht, dass es den IDOA gibt. Wenn ich Feiertage „ernst“ nehmen würde, dann den Tag der Awesomeness!

    Und weil wenige Dinge cooler sind, als für eguana zu arbeiten, verbringst du diesen Tag bestimmt im Labor! Dabei wäre der Super-Mario-Tag nach unserem letzten Teamevent durchaus passend. Für unser nächstes gemeinsames Event, einen Tetris-Wettampf, rechnet sich Peter übrigens gute Chancen aus, weil er doch permament übt, Dinge ordentlich zu verräumen 😉

    Was tust du eigentlich im Labor am liebsten?

    Ich muss ja gestehen, dass Kabelkonfektionierung oft etwas mit Selbstgeisselung zu tun hat. Sie ist mühsam und wird immer mühsam bleiben – mit dem Kabel könnte man sich außerdem auspeitschen. Trotzdem ist es einer meiner Lieblingsarbeiten.

    Zuckersüße Belohnung oder doch Selbstgeisselung?

    Was mich freut ist, dass ich dabei immer besser werde. Kabelkonfektionierung klingt ja fast wie Konfekt und wie ich es beschrieben habe sind Kabel auch ähnlich verpackt wie eine Süßigkeit. Das Problem daran ist, dass die Kabel für die Messketten acht einzelne Leiter haben. Die sind gemeinsam in einem Kabel verstaut, unter einem Kunststoff-Mantel, darunter ist ein Metallgeflecht, dann kommt noch mal Kunststoff und ein bissl Papier. Darunter kommen erst die acht Leiter zum Vorschein, die auch nochmal isoliert sind. Dann muss das noch in einen kleinen Stecker gelötet und zusammengeschraubt werden….

    Was waren die größte Herausforderung für dich im letzten Jahr und seit du hier begonnen hast?

    Ich würde sagen, es ist wie der Sprung ins kalte Nass. Ich glaubte zu wissen, was es bedeutet, in einem Betrieb dieser (kleinen) Größe zu arbeiten, aber es war dann doch viel mehr. Ich wusste, dass es Tunnel gibt und man Hardware und Software entwickelt. Aber in jedem dieser Bereiche Fuß zu fassen war anfangs wirklich schwierig. Es gibt da glaub ich so einen Buchtitel: Viel Arbeit, wenig Zeit. Das trifft es.

    Mit welchem Zitat würdest du deine Zeit bei uns beschreiben?

    Ein Polier auf einer Baustelle hat mir mal eine Mail geschrieben, darin stand wortwörtlich:

    Peter, es is wie es is, wie es is!

    Sei so nett und beschreibe deine Tätigkeit bei eguana in zehn Worten.

    1. 1. Einkäufer/Lagerist
    2. 2. Raumausstatter (So vieles aufhängen wie man kann (Blumen/Regale/Bildschirme))
    3. 3. Saubermacher
    4. 4. Das ökologische Gewissen
    5. 5. Das „Mädchen“ (Frisur) für alles
    6. 6. Stets zu Diensten, Preise nehme ich gerne entgegen und stelle uns gebührend vor.
    7. 7. Testperson (Schaltschränke und Aufbauten)
    8. 8. Ich habe auch schon das ein oder andere Ding zerstört
    9. 9. Pumpen-Pete
    10. 10. Donutbeauftragter

    Nicht nur die 10, auch 2, 3 und 6 (und eigentlich auch die anderen Punkte) machen Peter zu unserem ganz besonderen Universalwerkzeug und Teamhelden – deshalb will ich mal nicht so streng sein und darüber hinwegsehen, dass das zwar zehn Punkte, aber nie und nimmer zehn Worte sind.

    Preise nimmt Peter immer gern entgegen

    Dein Wunsch für die Zukunft?

    Mülltrennung.

    So ist er, unser Peter Weihs, der fast alles weiß: Ökologisch, praktisch, gut.

    Wie Pumpen-Pete zu seinem Namen kam